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Die glücklose Dynastie

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Die Haschimiten verfolgte fortan das Pech. Husseins ältester Sohn, Feisal, befehligte im ersten Weltkrieg den sogenannten arabischen Aufstand. Die Engländer versprachen ihm dafür ein arabisches Reich, teilten es dann aber insgeheim mit den Franzosen. Zudem versprachen sie den Juden Teile Palästinas. Feisal eroberte Damaskus, kämpfte aber, auf der Versailler Friedenskonferenz, vergeblich um seine

Ansprüche. Er erhielt nur Syrien, konnte sich dort aber nicht behaupten. Er starb dann als König des Irak. Sein gleichnamiger Enkel, Husseins Vetter, wurde 1958 gestürzt und ermordet.

Abdullah, Felsals jüngerer Bruder, erhielt. 1922, unter britischem Protektorat, das neugeschaffene Emirat Transjordanien. ' Winston Churchill zeichnete es damals mit einem Buntstift willkürlich in ein britische

Generalstabskarte. 1948 annektierte Abdullah, unter israelischer Duldung und arabischem Protest, Ost- Palästina und die Jerusalemer Altstadt. Er liebte abgöttisch seinen ältesten Enkel. Er pflegte zu sagen, er habe keine Söhne, sondern nur einen Enkel. Tatsächlich regierte sein — wahnsinniger — Nachfolger Talal nur ein Jahr.

Der unsichere Thron

Dem heute 33jährigen Hussein II. oblagen schon früh Herrscherpflichten. Unbeschwerte Zeiten erlebte er nur als Harrow-Schüler und Kadett in Sandhurst. 1951 erlebte er, auf den Stufen der El-Aksa-Moschee im geheiligten Jerusalemer Tempelbezirk, den Mord an seinem Großvater aus nächster Nähe. Er erhielt selbst einen Streifschuß, der an seiner Ordensschnalle abprallte. Hätte nicht Abdullah kurz vorher darauf bestanden, daß er den Zivilanzug gegen die selten getragene Uniform vertauschte, wäre er ebenfalls getötet worden. 1952 bestieg er den Thron, damals wie heute die wak- keligste Sitzgelegenheit im ganzen Vorderen Orient.

Hussein war seitdem bevorzugtes

Ziel von Kairo und Damaskus gesteuerter revolutionärer Umtriebe. 1959 entging er knapp einem Angriff syrischer Düsenjäger auf die von ihm gesteuerte Maschine. Ägyptische Agenten verübten auf ihn zahllose Anschläge. Mindestens zehn konnten einwandfrei nachgewiesen werden. Im Inneren behauptete er sich gleichfalls nur schwer. 1957 unterdrückte er einen Militärputsch, indem er furchtlos in das aufrührerische Lager Serka fuhr. Hinter den periodischen Unruhen standen oft Palästinenser. Deren Eingliederung hatte unglückselige Folgen. Die modern eingestellten und reichen Palästinenser fühlten sich seitdem unterjocht von den „zurückgebliebenen“ Beduinen Transjordaniens.

Noch kurz vor dem Sechstagekrieg gab es in Nablus Unruhen. Sie konnte man nur unterdrücken, indem man in der Stadt Polizei, um die Stadt schon nicht mehr ganz zuverlässige Armeeinheiten und darum Beduinienkrieger zusammenzog. Diese explosive innerpolitische Lage zwang den König denn auch, kurz vor Kriegsausbruch nach Kairo zu fliegen und den Militärpakt zu schließen, der ihn ins Verderben reißen sollte. In weniger als einer Woche verlor Jordanien das ganze erst seit 1948 erworbene Gebiet und wurde wieder zu dem armen Wüstenemirat Transjordanien.

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