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Die Lehre der Kirche

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Das Christentum hat in seiner 2000jährigen Geschichte zeitweise sehr konkrete Vorstellungen von Himmel, Hölle und Fegefeuer entwickelt, die in Dantes „Göttlicher Komödie” einen besonders bekannten Niederschlag gefunden haben.

„Hölle” ist für den neuen „Katechismus der Katholischen Kirche” ein Zustand der endgültigen Selbstausschließung aus der Gemeinschaft mit Gott und den Seligen, der darauf beruht, daß man in einer Todsünde stirbt, ohne diese bereut zu haben:

„Die Lehre der Kirche sagt, daß es eine Hölle gibt und daß sie ewig dauert. Die Seelen derer, die im Stand der Todsünde sterben, kommen sogleich nach dem Tod in die Unterwelt, wo sie die Qualen der Hölle erleiden, ,das ewige Feuer'. Die schlimmste Pein der Hölle besteht in der ewigen Trennung von Gott, in dem allein der Mensen das Leben und das Glück finden kann, für die er erschaffen worden ist und nach denen er sich sehnt.” (1035)

Der Theologe Hans Küng (dem 1979 die katholische Lehrbefugnis entzogen wurde) interpretiert in seinem Buch „Credo” das vom Evangelisten Matthäus angeführte Wort von der „ewigen Strafe” so, daß diese Strafe definitiv, endgültig, für immer entscheidend ist, jiicht aber darauf, daß die Qual ewig dauern müsse. Es sei „ein Widerspruch, Gottes Liebe und Barmherzigkeit und gleichzeitig die Existenz eines ewigen Qualortes anzunehmen”.

Disput um „Purgatorium”

Die katholische Kirche lehrt, daß zwischen dem Tod und dem Eingehen in das Paradies viele einer Läuterung, genannt „Fegefeuer” (das lateinische Wort Purgatorium ist weniger mißverständlich), bedürfen. Im Weltkatechismus heißt es (1030): „Wer in der Gnade und Freundschaft Gottes stirbt, aber noch nicht vollkommen geläutert ist, ist zwar seines ewigen Heiles sicher, macht aber nach dem Tod eine Läuterung durch, um die Heiligkeit zu erlangen, die notwendig ist, in die Freude des Himmels eingehen zu können.”

Begründet wird diese Lehre mit der Praxis, für die Verstorbehen zu beten, von der schon die Bibel im Makkabäer-Buch berichte. Hans Küng sieht für ein Purgatorium zwar keine biblische Begründung fragt aber angesichts des Faktums unabgegoltener Schuld: „Soll denn das Hineinsterben in Gott, die allerletzte Wirklichkeit, für alle ein und dasselbe sein? Dasselbe für die Verbrecher und ihre Opfer, dasselbe für die Massenmörder und die Masse der Gemordeten... Müßte man nicht an Gottes Gerechtigkeit verzweifeln, wenn da alle in gleicher Weise in eine ewige Seligkeit eingingen?”

Seine Antwort: „Das Purgatorium des Menschen ist nicht ein spezieller Ort und auch keine spezielle Zeit. Es ist Gott selber im Zorn seiner verborgenen Gnade: Die purificatio ist die Begegnung mit dem Dreimalheiligen, sofern sie den Menschen richtet und läutert, aber dadurch auch befreit und erleuchtet, heilt und vollendet.”

Zum „Himmel” lehrt der Katechismus (1023): „Die in der Gnade und Freundschaft Gottes sterben und völlig geläutert sind, leben für immer mit Christus. Sie sind für immer Gott ähnlich, denn sie sehen ihn, ,wie er ist' (1 Joh 3,2) von Angesicht zu Angesicht.”

Daß dieses Mysterium jede Vorstellung übersteigt, darüber sind sich katholisches Lehramt und Theologen völlig einig. Der Himmel läßt sich nur in biblischen Bildern wie Leben, Licht, Frieden, Hochzeitsmahl, Haus des Vaters, himmlisches Jerusalem und Paradies beschreiben.

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