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Die Perteilung Osteuropas

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In diesen Wochen ziehen die letzten russischen Einheiten aus dem Baltikum ab — 55 Jahre, nachdem der Pakt zwischen Hitler und Stalin ihren Einmarsch ermöglicht hatte. Am 23. August 1939 wurde er in Moskau zwischen den beiden Außenministern Wjatscheslaw Molotow und Joachim von Ribbentrop unterzeichnet - und gab damit den Startschuß für die Neuverteilung Osteuropas.

Hitler „wollte Rußland erobern, um dort Lebensraum für die Züchtung einer germanischen Herrenrasse zu gewinnen“, analysiert Sebastian Hafner („Der Teufelspakt“, 1968). Nachdem die Wiederaufrüstung gelungen war, und auch Österreicher und Sudetendeutsche „heimgeholt“ waren, dachte Hitler zunächst daran, Polen für einen gemeinsamen Schlag gegen die Sowjets zu gewinnen - die autoritäre Regierungsform, der polnische Antisemitismus und der Haß gegen die Russen schienen gute Voraussetzungen zu bieten. Aber Polen wollte nicht.

Nun schaltete Hitler um - Polen konnte so zum Exerzierfeld werden, wie man später in Rußland gegen die „slawischen Untermenschen“ vorgehen könnte.

Erst nach dem deutschen Einmarsch in Prag rafften sich die Westmächte auf, Hitlers weiteren Plänen entgegenzutreten und begannen Gespräche in Moskau. Aber auf Stalins Frage, wieviele Divisionen England auf dem Kontinent einsetzen könnte, erhielt er die Antwort: „Zwei sofort, zwei etwas später!“ Das war ihm zu wenig, um einen Krieg gegen Deutschland zu riskieren.

Der Pakt vom 23. August gab Hitler freie Hand in Polen; Stalin in Finnland, im Baltikum, in Ostpolen und Bessarabien. Die Erwartungen beider Kontrahenten erfüllten sich nicht; die Grenzen Osteuropas jedoch sind zum Teil heute noch durch den Pakt und seine Folgen bestimmt.

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