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Dies ist das Haus

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Wenn vom kirchlichen Wiederaufbau in der Erzdiözese Salzburg die Rede ist, so wendet sich der Blick-vor allem auf den Salzburger Dom, über dessen Mitteltor die Worte stehen: „Haec ėst domus Dei, in qua invocabitur nomen ejus.”

Am 16. Oktober 1944 wurde der Dom das Opfer des ersten Luftangriffes auf Salzburg. Wahrscheinlich war die Bombe auf das Haupt- postgebäude oder auf das erzbischöfliche Palais berechnet, das nach zwangsweiser Delogierung des damaligen Fürsterzbischofs Dr. Sigismund Waitz der Sitz des Kommandos der SS-Alpenland war. Tatsächlich trafen aber die Bomben den Dom. Die Kuppel stürzte ein, Teile des Querschiffes wurden mitgerissen und viele andere Zerstörungen im Gotteshaus verursacht. Die Ungunst der Kriegszeit verzögerte seine Wiederherstellung bis zum Ende des Krieges. Aber nach dessen Beendigung wurde der Wiederaufbau sofort, schon im Juni 1945, in Angriff genommen, und zwar nach den Plänen des Dombaumeisters von St. Stephan, Hofrat Prof. Doktor Karl Holey. Die Wiederherstellung vollzog sich in zwei Etappen. Zunächst mußte die Kuppel wiederaufgebaut werden. Schon Ende Oktober 1946 konnte das Langhaus des Domes für den Gottesdienst wieder eröffnet werden, nachdem eine provisorische Abschlußwand und ein vorläufiges Presbyterium mit Hochaltar errichtet Worden waren. Die Kuppel war hfl Mai 1949 voll endet, und am Him rirel FähTtsfes te”3Fe seT Täh - res konnte in feierlicher Weise die Aufsteckung des Kuppelkreuzes erfolgen. Dann mußten die Bauarbeiten verlangsamt werden, bis es 1954 gelang, Bund, Land und Stadt Salzburg zur Beiti ägsleistung für den Wiederaufbau zu gewinnen, eine Leistung, die vor allem durch die Tatsache motiviert war, daß die drei genannten Körperschaften Sich in den Besitz des völlig säkularisierten Erzstiftes geteilt hatten.

Nun konnte die Innenrenovierung des Domes vorangetrieben und durch bedeutende Spenden von Wohltätern auch wertvolle Neuerungen durchgeführt werden, wie die Aufstellung einer neuen Kanzel, neues Chorgestühl, neue Tore, neue Licht-, Hör- und Heizanlagen u. a. m. Die größte Neuerung ist wohl die Anlage einer geräumigen Krypta, in die die in den verschiedenen Grabkammern des Domes beigesetzten Erzbischöfe, von Paris Lodron angefangen, umgebettet werden und die den künftigen Oberhirten der Erzdiözese als letzte Ruhestätte dinner soll. Die Grabungen zur Anlegung der Krypta waren der Anlaß, daß auch auf dem Residenzplatz solche durchgeführt wurden, die zu äußerst interessanten Feststellungen über die verschiedenen Dombauten führten, angefangen vom Virgilianisch-vorromanischen über das Kon- radinisch-romanische fünfschiffige Münster zum Dom der Erzbischöfe Markus Sittikus und Paris Lodron.

Heute steht der Dom in seiner majestätischen Größe da, schöner als er jemals gewesen ist. und läßt seinen Reichtum und seine Schönheit besser erkennen und sehen denn je.

Der wiedererstandene Dom ist ein Symbol des kirchlichen Wiederaufbaues in der ganzen Erzdiözese. Wie er wurden auch andere Kirchen im Kriege getroffen und schwer oder leicht beschädigt; sie sind längst wiederhergestellt; andere Gotteshäuser mußten vergrößert oder ganz umgebaut werden, da die Seelenzahl durch Zuwanderung von Gläubigen sich stark erhöht hatte. Unser berechtigter Stolz ist es, daß etwa drei Viertel aller Gotteshäuser innen oder außen renoviert wurden, ganz zu schweigen von der Anschaffung neuer Glocken für fast alle Kirchen, an denen das Kirchenvolk mit besonderer Liebe hängt.

Selbst für die Finanzierung dieser Bauten und Arbeiten bleibt der Dom ein Svmbol: denn wie für die Wiederherstellung der Kathedrale die Diözesanfamilie selbst neben den Beiträgen der öffentlichen Körperschaften den Löwenanteil geleistet hat — für den Dom beträgt dieser nach dem heutigen Wert des Schillings ungefähr 30 Millionen —, so sind auch die anderen Kirchenbauten und -renovierungen von den Gläubigen der Pfarreien unter maßgebender Mithilfe der Diözese (Finanzkammer) wie der politischen Gemeinden finanziert worden.

Außer den Gotteshäusern wurden aber noch andere kirchliche Gebäude renoviert, vergrößert und neu gebaut. So konnten schon mehrere Pfarrhöfe modernisiert, renoviert und ausgebaut werden; dasselbe gilt von Pfarrheimen und Kindergärten, Krankenhäusern und Schulen. Auch die Diözesancaritas war mit gutem Erfolg Bauherrin, und so erstand das Caritashaus St. Elisabeth in Salzburg und ist das Kinderdorf Sankt Anjxm für entwicklungsbehinderte Kinder im Bau. Zählt man zu diesen Bauwerken noch die verschiedenen Leistungen der Ordensgemeinschaften, so kann man mit Recht von einem sehr ansehnlichen Aufbau der Kirche von Salzburg seit 1945 reden, wie ihn frühere Jahrhunderte nicht erlebt haben.

Dieser äußere Aufbau blieb und bleibt immer ein Symbol für den inneren Aufbau der Diözese, die sich bemüht, „ein Gottesbau” zu sein und zu bleiben, wie es der Völkerapostel Paulus von der Kirche in Korinth verlangt hat. Da gilt es ebenso das gute und wertvolle Alte zu erhalten, wie Veraltetes zu erneuern, Ueberholtes zu ersetzen und alle Kräfte zusammenzufassen, um christlichen Geist und katholische Liebe zum Siege zu führen.

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