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Ethnische Säuberung
Als die Alliierte Kontrollkommission am 21. November 1945 -vor 50 Jahren - der Umsiedlung von 6,65 Millionen Deutschen zustimmte, war die „ethnische Säuberung” Mittel-, Ost- und Südosteuropas längst im Gang.
Die Großen Drei - Stalin, Truman und Attlee - hatten in Potsdam im Juli beschlossen, daß die Detuschen in Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn „in ordnungsgemäßer und humaner Weise” umgesiedelt werden sollten. Aber schon im Juni war es in Außig und Brünn zu Exzessen mit vielen Toten gekommen.
Präsident Eduard Benes griff auf die Methode zurück, die 1922 nach dem Krieg zwischen der Türkei und Griechenland angewandt worden war. Nun verfügte er die Enteignung des Grundbesitzes der Sudetendeutschen. Die polnische Regierung folgte am 26. Juni dem Beispiel aus Prag und bezog die ostdeutschen Gebiete mit ein, obwohl sie nur polnischer Verwaltung unterstellt waren.
Aber noch früher, unmittelbar nach dem Einmarsch der Sowjettruppen, hatte die Vertreibung und Ermordung der Donauschwaben in Titos Jugoslawien eingesetzt. Im Banat, in der Batschka, der Baranya und in Syrmi-en lebte in der Zwischenkriegszeit rund eine halbe Million Deutsche. Anfang Oktober 1944 besetzte die Rote Armee das Gebiet, unmittelbar darauf setzten die Transporte arbeitsfähiger Männer und Frauen in die Sowjetunion ein, Mütter mit Kindern und alte Menschen verhungerten in Lagern.
17,5 Millionen Deutsche lebten beiKriegsbeginn östlich der Oder-Neiße-Linie und als Volksdeutsche im Osten und Südosten. 1,1 Millionen fielen im Krieg, 2,5 Millionen durften bleiben. Zwölf Millionen Menschen wurden in der Bundesrepublik und der DDR aufgenommen, zwei Millionen blieben vermißt. Blutige Rache für das, was in den Jahren vorher von Hitler veranlaßt und dann vom Nürnberger Gerichtshof als Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt worden war.
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