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„Fuchs, die hast du ganz gestohlen”

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In der Ringstraßenzeit gehörte er zu den geachteten Lehrern der Wiener Musikakademie, und sein Haus war geselliger Mittelpunkt einer kultivierten Freundesrunde. Seine Kompositionen sind heute so gut wie vergessen, doch könnte das Gedenkjahr eine Neubewertung bringen: Robert Fuchs wurde am 15. Februar 1847 im weststeirischen Ort Frauental als jüngstes von 13 Kindern eines Lehrers geboren.

Wie damals üblich, versah dieser auch die Dienste eines Organisten und schuf Kirchenmusik, die nach den Worten des Sohnes „auf den heimischen Kirchenchören in hohem Ansehen standen”. Robert kam als Dreizehnjähriger in die Unterrealschule nach Graz, denn er sollte Lehrer werden. Sein Sinn stand ihm aber gar nicht nach Pädagogik, die Musik hatte schon Besitz von ihm ergriffen. Mit Unterstützung des mit der Familie befreundeten Sängers Telek konnte er 1865 nach Wien gehen. Er brachte sich zunächst mehr schlecht als recht mit Stundengeben durch, doch fand er bald in Otto Dessoff einen verständnisvollen Lehrer.

1874 wurde er Lehrer am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde, 20 Jahre später übernahm er die Kompositionsklasse. Als Lehrer für Kontrapunkt wurde er eine Berühmtheit. Zu seinen Schülern gehörten Gustav Mahler, Hugo Wolf, Jean Sibelius, Erich Wolfgang Korn-

gold, Franz Schrecker, Alexander v. Zemlinsky und die Vertreter der silbernen Operettenära wie Edmund Eysler, Bobert Stolz oder Bichard Heuberger. Fast alle Wiener Philharmoniker studierten damals bei ihm, und mit dem Geiger Joseph Hellmes-berger verband ihn Freundschaft. Fuchs komponierte Messen, Sinfonien, Lieder und alle Arten von Kammermusik. Besonders populär wurden seine Serenaden, die ihm auch die Bezeichnung „Serenaden-Fuchs” eintrugen, flellmesberger stand diesen Werken kritisch gegenüber. Nach der Aufführung einer Messe meinte

er trocken: „Fuchs, die hast du ganz gestohlen.”

Hochgeehrt verbrachte Fuchs sein Alter in Wien. Zum 80. Geburtstag würdigten ihn die Philharmoniker mit einem Konzert, und das Wiener Fraueri-Symphonie-Orchester spielte seine 3. Sinfonie. Doch Fuchs war den Anstrengungen nicht mehr gewachsen. Vier Tage nach seinem 80. Geburtstag, am 19. Februar 1927, brach er gegen Mittag auf der Wiedner Hauptstraße tot zusammen. Er liegt in einem Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof.

In den kommenden Wochen gedenkt sein Geburtsort Frauental in einer Reihe von Konzerten dieses Komponisten. Seine 3. Sinfonie ist von der Mährischen Philharmonie unter Manfred Münauer eingespielt worden (Thoro-fon CTH 2260), zwei Sonaten für Cello und Klavier, sowie die Phantasiestücke op. 78 gibt es auf CD (Marco Polo 8223424), interpretiert von Mark Dro-binsky und Daniel Blumenthal.

Fuchs' Verdienste als Lehrer sind unbestritten, sein QZuvre von rund 140 Kompositionen harrt der Wieder-t entdeckune.

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