7092232-1994_33_13.jpg
Digital In Arbeit

George Tabort als Romancier

19451960198020002020

1942/43 war George Tabori als Offizier der englischen Armee in Jerusalem und Kairo stationiert. Der „Tod in Port Aarif“ zeugt von diesen Erfahrungen.

19451960198020002020

1942/43 war George Tabori als Offizier der englischen Armee in Jerusalem und Kairo stationiert. Der „Tod in Port Aarif“ zeugt von diesen Erfahrungen.

Werbung
Werbung
Werbung

George Tabori, im „Literatur- Brockhaus“ 1988 als „englischer Dramatiker und Regisseur ungarischer Herkunft“ bezeichnet, schrieb ursprünglich Romane und wandte sich erst unter dem Einfluß Brechts, dem er in Amerika begegnet war, dem Theater zu. Der vierte und letzte dieser Romane, „The Caravan Passes“ (New York 1951) ist nun unter dem Titel „Tod in Port Aarif“ in deutscher Übersetzung herausgekommen. „Emen Ort namens Port Aarif gibt es nicht“, schreibt der Autor im Vorwort.

Es ist eine Küstenstadt am mittelländischen Meer, in einer Gegend gelegen, wo Tabori während der vierziger Jahre als Offizier der englischen Armee stationiert war und politische sowie gesellschaftliche Erfahrungen sammeln konnte. Die dramatische Handlung erstreckt sich über wenige Tage und wird zweimal geschildert.

Im ersten Teil ist der chirurgisch ausgebildete Schiffsarzt Dr. Varga die Hauptfigur. Er schaut durch das Bullauge auf Port Aarif und weiß, daß das Festland „ein sicheres Terrain für die Einheimischen, für Leu te wie ihn aber gefährlich“ ist. Da taucht das Motorboot des Gouverneurs auf, der erkrankt ist. Varga wird dringend gebeten, sich des mächtigen Mannes anzunehmen. Gibt es an dem modernen Spital keinen kompetenten Arzt? Der allseits verhaßte Machthaber traut den Landsleuten offenbar nicht. Ungern geht Varga an Land, durch sein Berufsethos fühlt er sich jedoch verpflichtet, jedem Kranken zu helfen. Diagnose: Magenkrebs. Die notwendige Operation will Varga in den nächsten Tagen durchführen. In der Zwischenzeit wird er von allen Seiten bedrängt, den Patienten umzubringen. Sogar die Familie will den Haustyrann los werden. Doch Varga operiert korrekt und mit Erfolg; trotzdem stirbt der Gouverneur unerwartet, vielleicht infolge der Aufregung, weil er mitgehört hat, daß ein Aufstand ausgebrochen ist. Der ortsunkundige Arzt gerät in die tobende Menge und wird umgebracht.

Im zweiten Teil wird dieselbe Zeitspanne aus der Sicht des Untergrunds berichtet. Der Terrorist Ma- rouf ist verraten worden, erwartet im Gefängnis seine Hinrichtung, man läßt ihn aber fliehen, nachdem die Nachricht vom Tod des Gouverneurs durchgesickert ist. Also ein moderner Spannungsroman, sozialkritisch nach allen Seiten, politisch und psychologisch fundiert, mit verhaltener Skepsis vorgetragen: Sowohl die Herrschenden als auch die Beherrschten erweisen sich als ambivalent.

TOD IN PORT AARIF

Von George Taboru

Hrsg, und mit einem Nachwort versehen von Wend Küssens.

Aus dem Englischen von Ursula Grütz- macher-Taboru

Steidl Verlag, Göttingen 1994.

282 Seiten, öS 297,-.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung