Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Gipfel der gekrönten Häupter
Als kürzlich in Alpbach acht Staatspräsidenten, ein Fürst und der Präsident der Europäischen Union zusammenkamen, suchten die Chronisten nach einem früheren Ereignis, das ähnlich viele Staatsoberhäupter zusammengeführt hatte.
Etwa der Wiener Kongreß, der am 18. September 1814 - vor 180 Jahren - zusammengetreten war. Hier trafen einander Kaiser Franz I. von Österreich, Zar Alexander I. von Rußland, König Friedrich Wilhelm III. von Preußen, König Friedrich IV. von Dänemark mit den erst von Napoleon kreierten Königen von Bayern und Württemberg, dem Großherzog von Baden, dem Kurfürsten von Hessen-Kassel und zahlreichen weiteren deutschen Duodezfürsten.
Die Gäste von Alpbach haben in ihren Ländern durchwegs nur repräsentative Funktion — der verfassungsmäßig stärkste unter ihnen war Fürst Hans Adam von Liechtenstein. Auf dem Wiener Kongreß gingen die gekrönten Häupter auch mehr ihrem Amüsement nach, während Österreichs Staatskanzler Fürst Clemens Metternich mit seinen ebenso gefürsteten Kollegen die Grenzen in Europa neu zog und die Hinterlassenschaft der napoleonischen Kriege liquidierte.
Napoleons Rückkehr aus Elba zwang die Kongreßparteien, ihre Streitigkeiten zurückzustellen und Kompromisse zu schließen. Daneben aber bot Wien als strahlende Hauptstadt des Kaiserreichs zwischen dem 29. September 1814 und dem 4. März 1815 allein 63 größere Feste, 1.297 Theateraufführungen und eine große Militärparade. Das ließ den Fürsten de Ligne zum Urteil kommen: „Der Kongreß macht keine Fortschritte, er tanzt!“ Was nicht hinderte, daß die in Ausschüssen arbeitenden Staatsmänner eine Ordnung etablierten, die wenigstens für Mitteleuropa bis 1848 hielt.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!