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Inn taler Mission

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Alle drei Nordtiroler Stifte, Wilten, Stams und Georgenberg-Fiecht, liegen im Inntal.

Durch seine Lage in unmittelbarer Nähe der Landeshauptstadt, die seinerzeit auf Stiftsgründen errichtet wurde, ist das Chorherrenstift der Prämonstratenser in Wilten gegenüber den anderen Stiften des Landes bevorzugt. Dies wirkt sich auch darin aus, daß auch heute noch die Mehrzahl der Innsbrucker Stadtpfarren und viele Pfarren in der Umgebung vom Stifte Wilten aus seelsorglich betreut werden. Schließlich sei am Vorabend des Jubiläumsjahres 1959 daran erinnert, daß der Berg Isel auf altem Stiftsgrund liegt und der Abt von Wilten auch heute noch im Kuratorium der Berg-Isel-Stiftung maßgeblichen Anteil nimmt. Wilten, das in seinem Laurentiusheiligtum in die Zeit der Christianisierung des Inntals zurückreichen aber nach Bedarf unterstützt —, bald nach nach ihrer Ordensgründung als Kloster zugewiesen wurde, hat im Laufe der Jahrhunderte stets die Freuden und Leiden Tirols geteilt. Das in der Barockzeit großzügig Susgebaute und ausgestattete Stift wurde 1939 aufgehoben und in der Folge 1943 und 1944 vom Bombenhagel durchsiebt. Zwar gelang es dem Stifte — von Bund und Land zwar nach Möglichkeit, nicht aber nach Bedarf unterstützt — bald nach Kriegsende einige der Schäden zu beheben. So konnten die Restaurierungen der Stiftskirche, weiter der unlängst zur Basilika erhobenen, in herrlichem Rokoko ausgestatteten Wiltener Pfarrkirche, des Kreuzgangs, des Kapitelsaals und des Vestibüls durchgeführt werden. Der Stiftssaal, dessen Deckenbilder das Leben des heiligen Ordensgründers Norbert schildern, und vor allem die langgestreckten Fassaden des Stiftsgebäudes tragen aber auch heute noch die jammervollen Narben des Bombenkrieges. Es war deshalb hoch an der Zeit, daß sich ein Komitee zur „Rettung des Stiftes Wilten“ bildete, das sich unter dem Vorsitz des Herrn Außenministers Ing. Figl diese schöne Aufgabe zum Ziel setzt.

Auch die jüngste Tiroler Abtei, das Zisterzienserstift Stams, blickt auf eine ehrwürdige Geschichte zurück. Als Erbbegräbnis der Grafen von Tirol 1273 gestiftet und reich begabt, spielt es im Kulturleben des Landes seit ältester Zeit eine besondere Rolle. Waren es im 16. Jahrhundert die Schmalkalden, die Stift und Fürstengruft plünderten, so folgten in unseren Tagen andere nach, die nicht weniger respektlos umgingen. In Stams fielen keine Bomben. Wohl aber hatte das ausgedehnte Stift mit seiner barocken Ausstattung, die in der Stiftskirche die höchste Qualität zeigt, sonst empfindliche Verluste zu erleiden. Nach seiner Aufhebung wurde Stams als Durchgangslager für „umgesiedelte“ Südtiroler bestimmt, eine Verwendung, die ebenso traurig wie denkmal-pflegerisch abwegig war. Der aus dem slowenischen Kloster Sittich mit Teilen seines Konvents nach Stams gezogene Abt Eugen versucht mit Mut und Gottvertrauen, das ehrwürdige Stift neu zu beleben.

Das uritte historische Stift Nordtirols ist das Doppelkloster Georgenberg-Fiecht, das bereits 1138 dem Benediktinerorden anvertraut wurde. Als das wildromantisch ge-

Iegene Waldkloster, das noch heute zu den beliebtesten Wallfahrtsstätten Tirols zählt, durch Brände öfters schwer gelitten hatte, zogen die Mönche ins Inntal hinab und erbauten sich in Fiecht bei Schwaz ein neues, ansehnlicheres Kloster in barockem Geschmack. Die Stiftskirche wurde dem damals neuen Landespatron, dem heiligen Josef, geweiht, und in der Mitte des 18. Jahrhunderts von Matthäus Günther mit frohen, illusionistischen Deckengemälden geschmückt. Das Kloster Fiecht hatte in jüngster Zeit unter einer besonders lange andauernden Last von Einquartierung zu leiden. Deshalb war es ein Wagnis, aber auch ein besonderes Verdienst des nach dem Kriege aus der Verbannung zurückgekehrten Abtes Albert und seines zwar zusammengeschrumpften, aber sehr eifrigen Konventes, die Restaurierung der Stiftskirche noch während der Besetzung des Klosters durch die Besatzungsmacht durchführen zu lassen.

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