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Lech Walesas Vorbild

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Lech Walesa ist wieder ins heimatliche Danzig zurückgekehrt. Der Gewerkschaftsführer von 1980 mußte als Staatspräsident einem Exkommunisten Platz machen. Sein Traum, ein zweiter Pilsudski zu werden, hat sich nicht erfüllt.

70 Jahre ist es jetzt her, daß Jozef Pilsudski am 12. Mai 1926 mit 15 Regimentern in Warschau einmarschierte, nach heftigen Straßenkämpfen am 15. die Regierungsgewalt übernahm, den amtierenden Staatspräsidenten Stanislaw Wojciechowski zum Rücktritt veranlaßte und sich selbst zum „moralischen Diktator" ausrief, der Polen zur Gesundheit bringen wollte.

1867 war er bei Wilna geboren, hatte 1892 bei der Gründung der Polnischen Sozialistischen Partei mitgewirkt und dann 1905 bis 1907 im Untergrund gegen die Russen gekämpft.

Bevor noch die Kriegshandlungen zwischen Bußland und Österreich ausbrachen, marschierte Pilsudski Anfang August 1914 von Krakau aus mit seinen Freiwilligen über die Grenze, besetzte einen Landstrich und rief das „unabhängige Polen" aus. Dann führte er die polnische Legion im Verband der k.u.k. Armee, überwarf sich mit den Deutschen und stand als strahlender Held da, als der Zusammenbruch der Mittelmächte den Weg zur Freiheit Polens ebnete.

Als „Staatschef" und „obersterFührer" blieb er erfolgreich im Krieg gegen die Rote Armee, auch wenn er sein Ziel, die Ostgrenze des alten litauischpolnischen Reichs, nicht ganz erreichte. 1922 zog sich Pilsudski zurück, war aber 1926 wieder da, als ihm die Entwicklung in Polen nicht mehr behag-te. Zeitweise Ministerpräsident, Kriegsminister, Generalinspektor der Streitkräfte, herrschte Pilsudski autoritär und setzte die Amtstätigkeit des Sejm und des Senats nach Gutdünken aus und wieder ein. Er bemühte sich, durch Nichtangriffspakte mit der UdSSR und dem Deutschen Reich die von beiden Seiten lauernde Bedrohung zu mindern. Pilsudski starb am 12. Mai 1935 in Warschau.

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