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Mit Stecher und Daneeis ...

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Der Brief des Innsbrucker Altbischofs Beinhold Stecher an ausgewählte Amtskollegen, von denen offenbar einer ihn den Medien zuspielte, war ein Weihnachtsgeschenk. Er strahlt jetzt auf den Christbäumen aller jener, die seit langem hofften, daß eines Tages Bischöfe so tapfer und so redlich sein würden, wie es von nichtbeamteten Laienchristen zu Recht gefordert wird.

Als vor einem Jahr Österreichs einstiger Vatikan-Botschafter Hans Pasch in einem nur dürftig verschlüsselten „Schlüsselroman" („Der wandernde Fels", Ibera & Molden) der Frage nachging, „ob die internen Grabenkämpfe nicht bedeuten, daß die Kirche bereits außerhalb des Zeitgeistes steht", reagierten kirchliche Amtsträger mit dem gewohnten Schweigen, eilfertige Liebediener der Macht aber mit giftigem Zischeln. Heute zeigt sich: Das Buch ist aktueller denn je! Bischof Stecher hat nun jene, die ähnliche Kritik wie er äußerten, aus dem Meucheleck angeblicher Kirchen- und Papstfeindlichkeit herausgeholt und deutlich gemacht, daß man Kritik auch aus Liebe zur Kirche und aus aufrichtiger Sorge um sie vorbringen kann. Und muß.

Ihm kann man wirklich nicht vorwerfen, er liebe die Kirche nicht oder er verstehe nichts von Seelsorge. Er hat „von seiner pastoralen Erfahrung her ausgesprochen, was viele denken", bestätigte ihm dankenswerterweise auch Bischof Weber, und ganz besonders erfreulich war, daß auch Stechers Nachfolger in Innsbruck, Bischof Alois Kothgasser, „die Grundorientierung des Briefes voll und ganz" teilte. Es ist zu hoffen, daß immer mehr Bischöfe ihre Sorgen offen aussprechen, ohne öffentlichen Papstgehorsam zu dog-matisieren. („Öffentlichen", denn privat reden schon heute viele so wie Stecher.)

Einer von den Tapferen ist Kardinal Godfried Daneeis, Erzbi-schof von Mecheln-Brüssel, der mit der Katholischen Weltunion der Presse (UCIP) dieser Tage in Me-cheln ihr 70-Jahre-Jubiläum feierte. Daneeis hatte vor einigen Monaten der italienischen katholischen Zeitschrift „II Regno" ein Interview gegeben, in dem er von der Kirchenverwaltung einen „breiten Prozeß der Dezentralisierung" und „mehr Kollegialität in der Leitung der Kirche", Diskussionsmöglichkeiten bei Rischofssynoden und eine Kurienreform mit einem den Papst beratenden „Kronrat" von sechs oder sieben Kardinälen aus allen Weltteilen empfahl. „Danke", sagte die furche dafür zum Kardinal. „Oh du meine Güte", sagte der Kardinal, „Sie glauben gar nicht, wieviele Schwierigkeiten mir dieses Interview eingetragen hat..."

Wir glauben es ihm auf der Stelle. Aber wir glauben mit Stecher und Daneeis auch, daß nur solch offene, aus Liebe zur Kirche gepflegte Redlichkeit diese aus ihrer heutigen Krise herausführen wird. In der Krippe lag damals kein Kaiserkind in goldenen Windeln.

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