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Nach der Pleite der totale Untergang?

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Drei Generationen nach der Gründung Saudi-Arabiens scheint der Weg der Saudis wieder abwärts zu gehen. Den Werdegang der Dynastie und die gegenwärtige brisante Lage beschreibt Gerhard Konzelmann in seinem neuen Buch.

Die Saudis kämpften schon seit über zwei Jahrhunderten, teils um die Vormacht in der arabischen Wüste, teils um das Überleben. Auf lange Sicht führte der Weg vom Fundamentalismus des Predigers Abdul Wahhab, der vor etwa 250 Jahren lebte, zur Vormachtstellung der Saudis. Bis dahin lebten die Araber in- und außerhalb Mekkas eher entspannt. Die Pilgerfahrt nach Mekka war ein Volksfest mit Musik und vielen Vergnügungen. Wahhab predigte die Rückkehr zur Lebensweise Mohammeds, wie er sie sah: keine Musik, keine Gräber mehr, zu denen die Familie kommen konnte, um der Verstorbenen zu gedenken. Nur zu Allah durfte gebetet werden, nichts durfte verwendet werden, was Mohammed nicht gekannt hatte, etwa Uhren und Spiegel.

Schlimmer noch: Nicht nur Ungläubigen, sondern auch den eigenen Gläubigen, aber nicht ganz richtig Glaubenden den Hals durchzuschneiden, wurde zur frommen Tat erklärt. Bis die Saudis sich nach vielen Siegen und Niederlagen endlich über die anderen Klans der Wüste durchsetzen konnten, dauerte es jedoch noch über hundert Jahre.

Einen ersten durchschlagenden Sieg errang schließliche Staatsgründer Abdul Aziz um 1902 mit der Bückeroberurig des alten Stammessitzes Biyadh. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte er die Haschemiten aus

Mekka nach Jordanien und dem Irak verdrängt, wo sie sich mit Hilfe der Engländer halten konnten. Uni 1925 hatte Abdul Aziz, nun bereits Ibn Saud genannt, ganz Arabien in seiner heutigen Gestalt erobert. Auch hier bedeutete der Übergang von der Klansherrschaft zum Königtum, daß alle Werte des Landes zum persönlichen Eigentum des Königs wurden. Das wirkte sich aber erst richtig aus, als Anfang der dreißiger Jahre damit begonnen wurde, das Ol Arabiens auszubeuten.

In der Zwischenzeit ist das Haus der Saudi immens reich geworden und steht doch schwächer da als je. Unter den 500 Enkeln zeichnen sich Nachfolgekämpfe um die Herrschaft des Staatsgründers Ibn Saud ab. Nationalistische und islamistische Geheimorganisationen beeinflussen die Jugend. König Hussein von Jordanien, so Konzelmann, ziele offenbar auf ein Zerbrechen Saudi-Arabiens, um die

- Macht der Haschemiten in

Mekka wieder herstellen zu können. Das würde ihm, meint der Autor, gestatten, Jordanien den Palästinensern zu überlassen.

Der Golfkrieg hat Saudi-Arabien und Kuweit finanziell ruiniert, sie hatten, so Konzelmann, „an die USA Kriegskosten in Höhe von 50 Milliar den Dollar zu bezahlen. 30 Milliarden verlangten die arabischen Alliierten als Belohnung für ihre Bemühungen." Konzelmann erwartet sich früher oder später eine innersaudische Krise, die bis zur Explosion und völligen Neuverteilung der Karten im Nahen Osten gehen kann.

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