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Notizen

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Mit dem Altgermanisten Prof. Dr. Wilhelm O e h 1, der am 11. Mai gestorben ist, ging eine der ausgeprägtesten Persönlichkeiten der Universität Fribourg (Schweiz) dahin, ein Gelehrter großen Formats und Rufes, der vor 38 Jahren seine erfolgreiche Tätigkeit als Hochschullehrer begonnen und fast vier Jahrzehnte lang der Alma mater Friburgensis die Treue gehalten hat. Tn Prof. Oehls Lebenswerk machen sich zwei Komponenten geltend. Die eine war der Arbeit des Ubersetzers, Herausgebers und Kommentators zugewandt, durch die er unter anderem Herausgeber der religiösen Schriften Clemens Brentanos im Rahmen der von Carl Schüddekopf veranstalteten monumentalen Gesamtausgabe und der Übertragung der Schriften deutscher Mystiker (Seuses, Taulers, der Mechtild von Magdeburg und der Christine Ebnerin) ins Neuhochdeutsche wurde. Mit seinem großen Werk „Deutsche . Mystikerbriefe des Mittelalters, 1100—1550“ erschloß Oehl ein vorher so gut wie unbekanntes und unzulänglich gewesenes Gebiet deutschen mittelalterlichen Schrifttums. Zugleich hat der Gelehrte als Sprachforscher seinem Namen dauernde Weltgeltung verschafft. Professor Oehls Rektoratsrede des Jahres 1933 gab eine Übersicht über die in vieljähriger Arbeit gewonnenen Erkenntnisse über den Ursprung der Sprache. Der am 15. November 1933 gehaltene Vortrag „Das Lallwort in der Sprachschöpfung“ ist — auch in der erweiterten, mit reichlichem Belegmaterial ausgestatteten Broschürenform — ein Musterbeispiel formsicherer wissenschaftlicher Essayistik, in weldier das klar Gedachte zum klar Gesagten wurde. Im gleichen Jahr erschien (als Faszikel XXII der neuen Folge der „Veröffentlichungen der Universität Freiburg“) die tiefgründige Abhandlung „Fangen-Finger-fünf-Studien über elementar-parallele Sprachschöpfung“, mit der eine neue Methode der Linguistik erstand. Die von Oehl erarbeiteten Erkentnismöglidikeiten, die in Fachkreisen lebhafte Beachtung fanden, knüpfen in mancher Beziehung an die Arbeiten des großen Ethnologen und Sprachforschers Wilhelm Schmidt an, in dessen Zeitschrift „Anthropos“ Wilhelm Oehl Beiträge veröffentlicht hat. Das genannte Buch ist ein Beleg des universellen Wissens und subtilen Denkens seines Urhebers, ein Werk, das die meisten Sprachen — auch sehr entlegene — in den Kreis der Betrachtung zieht und unter einem sinnvoll-vereinheit-lichenden Gesichtswinkel untersucht. Das

Arbeitsgebiet des Gelehrten erstreckt sich auch auf orientalische Mythen sowie orientalische Mystik. Der Name Wilhelm Oehl wird in de Geschichte der Sprachwissenschaft und insbesondere der Indogermanistik dauernde Geltung bewahren. Er war ein Repräsentant alter, vornehmer europäischer Kultur. Sein Leben lang blieb Wilhelm Oehl Österreicher. Seine Heimat kann auf diesen ihren getreuen Sohn stolz sein.

Univ.-Prof. Dr. Ernst A 1 k e r

Zu Beginn des Jahres wurde mit ihrem Sitz in Graz die „Vereinigung der Tuberkulosekranken Österreichs“ gegründet, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Interessen der Tbc-Kranken Österreichs zu vertreten und für eine Verbesserung der Lebensbedingungen derselben einzutreten. Aufgabe der Vereinigung ist es weiterhin, die durch kranke Elternschaft gefährdeten Kinder und Jugendlieben vor der drohenden Infektion zu bewahren sowie dem Kranken, der im Moment seiner Einlieferung in eine Heilstätte vor einer völlig neuen Lebenssituation steht, nicht nur in rein medizinischer, sondern dar-über hinaus in menschlicher Richtung Hilfe angedeihen zu lassen. Da in der Mehrzahl aller Fälle eine Rückkehr in den alten Beruf unmöglich ist, liegt die zwangsläufige Umschulung des Patienten auf der Hand. Die Gründung von Lehrwerkstätten im Rahmen der Vereinigung ist im Zusammenhang damit geplant. Neben der unbedingt nötigen Verbesserung der bisherigen Wohnraumbcdin-gungen ist für den rekonvaleszenten Kranken der Bau von Tagesheimstätten ins Auge gefaßt.

Im Rahmen des steirischen Katholikentages findet am 2. Juni 1950 in Graz eine große Versammlung von Heimatvertriebenen statt, bei welcher Father Reichenberger aus Chi-kago über das Thema „Ruf an das Weltgewissen“ sprechen wird. Dr. Max Pietsch (Graz) spricht über „Heimat Österreich“, ein Siedlungswerk für Heimatvertriebene.

Ein Austausch von deutschen und französischen Geschichtsbüchern ist dieser Tage in einer Besprechung zwischen der Arbeitsgemeinschaft deutscher Lehrerverbände und der Gesellschaft französischer Geschichts- und Geographieprofessoren in Paris festgelegt worden. Den Vereinbarungen liegt der gleiche Gedanke zugrunde wie dem bereits seit einem Jahr bestehenden deutsch-englischen Geschichtsbücheraustausch: ip den Büchern sollen durch gegenseitige Kontrollen falsche historische Darstellungen im Interesse der Völkerverständigung berichtigt werden.

Das polnische Hauptamt für Statistik gibt folgende Einwohnerzahlen früherer deutscher Städte bekannt: Breslau 302.312, Danzig 175.986 und Stettin 175.043. Im Jahre 1939 zählte Breslau 629.565, D.anzig 263.811 und Stettin 382.984 Bewohner.

Die Zahl der russischen Professoren an den ungarischen Universitäten nimmt ständig zu. Das offizielle Amtsblatt veröffentlichte die Ernennung von acht weiteren sowjetischen Professoren, die als Lehrer für Volkswirtschaft, marxistisch-leninistische Doktrin, russische Sprache, russische Literatur, russische Geschichte usw. eingesetzt sind.

Das neueste Heft der Acta Apostolicae Sedis veröffentlicht die Zahl der im Jahre 1949 vor dem päpstlichen Gerichtshof der Sacra Romana Rota“ verhandelten Eheprozesse. Von insgesamt 134 Prozessen zur Nichtigkeitserklärung von Ehen wurden 46 positiv und 88 negativ beschieden. Von den 134 Prozessen wurden 39 gebührenfrei geführt.

Aur der Feder von Daniel R o p s erscheint im September dieses Jahres im Pariser Verlag Fayard der zweite Band seiner „Geschichte der Kirche Christi“. Das Werk handelt über „Die Kirche in der Barbarenzeit“.

Die Verwaltung der französischen Staatsbahnen hat einen Teil der Bahnhofsgebäude von Modane den kirchlichen Behörden zur Verfügung gestellt, damit den zahlreichen Pilgern, die diese Grenzstation Tag für Tag auf der Reise nach oder von Rom passieren, Gelegenheit geboten werden kann, während des langen Aufenthaltes, den die Paß- und Zollrevision erfordert, einem Gottesdienst beizuwohnen.

In England wird zur Zeit die Konstruktion eines „Eisschiffes“ für PolarexpeditTbnen erwogen. Das Projekt, Schiffe aus Eis zu bauen, ist nicht neu, sondern wurde bereits 1942 von General Geoffrey Pyke Premierminister Churchill unterbreitet. Dieser glaubte an die Verwendbarkeit solcher Eisschiffe als Flugzeugträger und erteilte den Auftrag zu einem Versuchsbau, Man hatte schon Schiffe aus Hartaluminium und auch aus Beton konstruiert, aber Eis als Baumaterial zu verwenden, war etwas gänzlich Neuartiges. Um die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen, wurden 15% des Schiffskörpers aus Holz gefertigt. Aus dieser Kombination Holz-Eis ergab sich eine Resistenz, die der des Betons vergleichbar war. Das größte technische Problem, das zu lösen war, war die Konstistenz des Eises zu erhalten, auch wenn die Temperatur nach wärmeren Graden schwankte. Man wollte dies erreichen durch eine äußere Bekleidung aus einem nichtleitenden Metall und ferner durch ein Kühl-röhrennetz, das sich durch die Masse des Pykrete zog, das den Schiffsrumpf in einer Dicke von 13 Meter bildete. Es mußten ferner Räume für die Mannschaft vorgesehen werden, die wieder durdi eine andere Isolierschicht, nämlich eine harzartige Masse, bewohnbar gemacht werden sollten. Nach vielen .Versuchen entschloß man sich, das Schiff direkt im Wasser zu bauen, indem man den Kiel des Schiffes auf ein hölzernes Floß, das auf dem Grund verankert wurde, auflegte. Um das Wasser gefrieren zu machen, wurden riesige Behälter aus schlecht leitendem Material gebaut, in die zuerst der Schiffskern aus Holz, dann das Wasser und die Kühlanlage eingelassen wurden.

Die Engländer nannten diese Eisschiffe „Ice-dromes“. Das erste dieser Icedromes sollte im Jahre 1944 fertig sein. Aber als der erste Schiffsrumpf fertiggestellt war, nahm der Unterseebootskrieg für die Alliierten eine günstige Wendung. Die Konstruktion dieser Eisgiganfen wurde aus militärischen Erwägungen überflüssig.

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Der unheimliche und fragwürdige Gebrauch von gewissen Chemikalien, um Angeklagte zu Aussagen zu zwingen, muß, wie die Zeitsdirift „Kosmos“ (Stuttgart) berichtet, schon den alten Römern bekannt gewesen sein. Plinius berichtet nämlich in seiner „Naturgeschichte“ von einer indischen Pflanze namens Aechaemenis, die bewirken könne, „daß die Verbrecher alles eingestehen“. Die Pflanze soll nach Plinius bernsteinfarbig gewesen sein und ohne Blätter, außerdem sei sie auch „Pferdeschreck“ genannt worden, weil die Stuten sie vermieden hätten. Die heutigen Forscher wissen nicht, um was für eine Pflanze es sidi bei Aechaemenis handelt; jedenfalls ist ein Gewächs, auf das die Beschreibung paßt, bisher weder in Indien noch sonstwo aufgefunden worden.

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