Portugal feiert in diesem Jahr den Mann, der für ganz Europa den Blick in fremde Kontinente, über den bekannten „Erdkreis“ hinaus geöffnet hat. Vor 600 Jahren wurde Heinrich der Seefahrer geboren. Zwei Ausstellungen in der Algarve-Stadt Lagos stellen die von Heinrichs Vater Joao begründete Königsdynastie Avis und ihre Beziehungen zu Europas Fürstenhäusern dar. Heinrichs Nichte Leonor Wurde Gemahlin Kaiser Friedrichs III. Die zweite Ausstellung zeigt die Kunst jener Zeit, beide sind bis Ende Oktober 1994 zu sehen.
Heinrich, am 4. März 1394 in Porto geboren, hatte sich in jungen Jahren durch die Eroberung des nord- afrikanischen Ceuta Ruhm erwor ben. Das Erlebnis der unbegrenzten See hatten ihn zu seinem Lebensinhalt, der Seefahrt, gebracht.
Heinrich wußte, daß man mit den schwerfälligen Galeeren nicht über das Mittelmeer hinaus kam, daß für Segelschiffe, die vor dem immer aus derselben Richtung blasenden Wind fuhren, die Rückkehr fast unmöglich war. Man baute also Schiffe, die gegen den Wind segeln konnten. Er baute eine Datenbank auf, sammelte die neuesten Erkenntnisse in Schiffbau und Navigation, Kartographie, Astronomie. Heinrich befahl zwei Schiffen die Reise an der westafrikanischen Küste entlang nach Süden. Die Matrosen lebten noch in der Vorstellung, daß die Erde eine Scheibe sei, daß an ihren Rändern ein Abgrund oder wilde Ungeheuer drohten. Auf dieser ersten Reise wurde immerhin Madeira entdeckt. Die Versuchung zu Raubzügen und Sklavenhandel an der afrikanischen Küste war groß. Heinrich wußte, daß seine Schiffe unterwegs Wasser und Nahrung aufnehmen mußten, da konnte man sich Konflikte mit den Eingeborenen flicht leisten. Seine Kapitäne landeten am Senegal, entdeckten die Kapverdischen Inseln, die Azoren. Als Heinrich am 13. November 1460 in Sagres starb, hatte er den Weg gewiesen über die Grenzen der bekannten Welt hinaus.
