Daß Dedijer den Machtkampf zwischen Gorkic — der in Wirklichkeit ein gebürtiger Ruthenc war, wie Codreanu und später BodnäraS in Rumänien — und Broz nur behutsam schildert, ohne auf mancherlei peinliche Nebenumstände einzugehen, ist begreiflich. Noch begreiflicher ist es, daß er schnell über die erste Zeit des Weltkrieges bis Frühjahr 1941 hinweggeht, als sich die Kommunisten im Einklang mit der UdSSR völlig ruhig verhielten. Nochmals vermissen wir, und wieder aus sehr einleuchtenden Ursachen, eine Erörterung der letzten Gründe, aus denen England Tito begünstigte und Michajlovic fallen ließ, sodann eine Bezugnahme auf zweifellos mitunter vorhandene Kontakte der Partisanen mit den Deutschen — worüber zum Beispiel im Buch Walter Hagens „Die Geheime Front“ manches zu finden ist. Schleier senken sich jedesmal nieder, wenn wir auf Zusammenhänge stoßen, die bis heute von Belang sind. So bei der Vorgeschichte des Bruchs zwischen Tito und Stalin; auch die sehr eingehenden und fesselnden Tatsachenberichte Dedijers zeigen nur die eine Seite der Medaille, und die in einseitigem Licht (oder Dunkel). Eine weitere, aus der speziellen Bestimmung des Buches für die Angelsachsen ohne weiteres verständliche Lücke der Tito-Biographie betrifft die Lage der Kirche. Kein
Wort von Stepinac. Doch zwei winzige Sätze, innerhalb der mehr als vierhundert Seiten versteckt, sprechen Bände. Der eine (Tito ministrierte als Knabe dem Dorfpfarrer, dieser wurde einmal ärgerlich „und versetzte mir eine Ohrfeige“). Logische Folge: „Nie wieder bin ich in die Kirche gegangen“. Und „in den proletarischen Brigaden hatten die Feldgeistlichen kaum zu tun, da die meisten Partisanen dort Atheisten waren“. Was allerdings durch die gleichfalls für die künftige Entwicklung wichtige Nachricht ergänzt wird, die Partisanen hätten in ihren Reihen orthodoxe Priester — so den nachherigen Minister Zecevic — und mohammedanische Imams besessen. Dritte Lücke: obzwar Dedijer den grausamen Charakter des jugoslawischen Bürgerkrieges, der dem Kampf gegen die Landesfeinde parallel einherlicf, nicht verhehlt, erwähnt er nicht die von Moskauer Methoden kaum abweichenden Maßnahmen, mit denen Tito sein Regime erst gegen „Faschisten“, Königstreue, kroatische Bauern, dann auch und vorab gegen stalintreue Kommunisten behauptete. In seinen letzten Abschnitten nimmt das Buch völlig den Charakter einer amtlichen Propagandaschrift an, die alle eigenen Handlungen in Rosa, die der politischen Gegner in düsteres Schwarz taucht.