6609839-1954_44_08.jpg
Digital In Arbeit

Schulmedizin und Naturheilkunde

19451960198020002020

Die Geschichte der Naturheilkunde in Lebensbildern. Von Alfred Brauch le. Rečiam Verlag, Stuttgart. (Zweite Auflage von „Große Naturärzte", Rečiam Verlag, Stuttgart 1937.) 374 Seiten.

19451960198020002020

Die Geschichte der Naturheilkunde in Lebensbildern. Von Alfred Brauch le. Rečiam Verlag, Stuttgart. (Zweite Auflage von „Große Naturärzte", Rečiam Verlag, Stuttgart 1937.) 374 Seiten.

Werbung
Werbung
Werbung

Diepgen hat stets den Standpunkt vertreten, daß die wissenschaftliche Medicohistorik sich nicht nur auf die „Schulmedizin" beschränken dürfe, sondern auch auf die „Volksmedizin", die sogenannte „Naturheilkunde", mitumfassen müsse. Dieser Forderung entsprechend, geht Brauchte in seiner historischen Darstellung von Hippokrates, dem gemeinsamen Stammvater beider Richtungen, aus. Auf diesen folgt sogleich Paracelsus, bei welchem der Verfasser den Bruch mit der mittelalterlichen Ueberlieferung sowie die Hinwendung zur Natur lobt. Vie alle neueren Darstellungen des Paracelsus entbehrt auch diese der strengen Ktitik: Wurde Paracelsus vordem maßlos unterschätzt, so neigt die neuere Darstellung zu maßloser Ueberschätzung und zur Bildung einer Paracelsus-Legende. Es wäre nötig, beide Einseitigkeiten auf das richtige Maß zurückzuführen. Christian Wilhelm H u f e 1 ä"n d (geb. 1762) wird als .„der letzte Vollarzt" bezeichnet. Auch das bedarf der Korrektur, denti das 19. Jahrhundert war noch reich an großen Aerzten, die diesen Titel verdienten, und selbst im 20. Jahrhundert ist der ..Vollarzt", wenn auch selten geworden, doch nicht ganz ausgestorben. Nach Erwähnung weiterer Vorläufer der neuzeitlichen Naturheilkunde wendet sich der Verfasser zunächst den Begründern der Wässerheilverfahren zu (Hahn, Oertel, Prießnitz, Kneipp); der Ernährungsbehandlung (Schroth, Hahn); der Bewegung- und Massagebehandlung (Ling, Thure-Brandt. Neumann-Neurode); der Fastenkur (Dewey); den wissenschaftlichen Naturärzten Lahmann, Bircher-Benner, Ragnar Berg,

Hindhede. Auch der „Lehmpastor" Felke wird in diesem Zusammenhang erwähnt. Von Schwennin- ger wird die Begründung des ersten Naturheilkrankenhauses in Groß-Lichterfelde berichtet; als Nachfahre von Schwenninger wird der Chirurg Erwin Liek angeführt; als weites Naturheilkrankenhaus wird das Prießnitz-Haus in Mahlow unter Schöneberger erwähnt; als drittes die Klinik für Naturheilkunde in Dresden, die unter der Leitung von Brauchle selbst steht.

Schließlich werden noch Vertreter einer „Seelischen Naturheilkunde" erwähnt (Mesmer, Coue, Wetterstrand).

Bei aller Anerkennung des Werkes und der Verdienste des Verfassers um eine wissenschaftliche Vertiefung der Naturheilkunde muß ausgesprochen werden, daß manche Einzelheiten einseitig dargestellt sind und der Korrektur bedürfen. Fine echte Synthese zwischen den wirklichen Wahrheitserkenntnissen der „Schulmedizin" und der „Naturheilkunde" wird zur Voraussetzung nicht nur haben, daß zwischen beiden Richtungen die Atmosphäre gereinigt und von Mißtrauen befreit wird, sondern die Grundlegung gemeinsamer wissenschaftlich-medizinischer Fundamente, ohne welche „Naturheilkunde" bzw. „intuitive". Medizin Scharlatanismus bleiben müßte, und letzten Endes ein gemeinsames tragendes Fundament einer philosophischen Anthropologie: m. a. W. eine universalistische an Stelle der bisherigen positivistischen Wissenschaft.

Univ.-Prof. DDDr. A. Niedermeyer

Erziehungs- und Bildungsplan für den römisch- katholischen Religionsunterricht an Hilfsschulen. Herausgegeben vom Erzb. Amt für Unterricht und Erziehung. 48 Seiten. Preis 15 S.

Der Satz „gratia supponit naturam" wird einem eindringlich zu Gemüt geführt, tritt man an die religiöse Unterweisung geistig schwach begabter Kinder heran. Albert O 11 e n y, der Religionsinspektor für die Hilfsschulen, der diesen Plan verfaßt hat, zeigt eindringlich die Möglichkeiten auf, auch an solche Kinder das Wort Gottes heranzubringen — hier mit besonderen Mitteln, einer besonders starken Veranschaulichung, einem In- dicnstnehmen aller Sinne, der gesamten Aktivität des gestörten Kindes, durch Eingehen -,auf seine besonderen Schwierigkeiten (da ist etwa die Aufgabe der Triebbeherrschung besonders wuchtig), denen gegenüber gerade religiöse Mittel entscheidend helfen können. Die schwierige Aufgabe wird mit solchem Einsatz, solcher Lebendigkeit gelöst, daß die Ergebnisse auch den Religionsunterricht an „Normalen" befruchten könnten — und auch schon weithin befruchtet haben.

Univ.-Prof. Dr. Hans Asperger

Der Seelsorger. Sonderheft: Was erwarten Sie vom Priester? Ein Beitrag zu einem ernsten Zeitproblem. Bearbeitet von Domkapitular Dr. Karl Rudolf. Seelsorger-Verlag (Herder), Wien. 61 Seiten.

Der Unternehmungsgeist Dr. Karl Rudolfs hat in dem genannten Sonderheft seiner Zeitschrift ..Der Seelsorger" ein interessantes Ergebnis gezeitigt. Laien werden befragt: Was erwarten Sie sich vom Priester? Eine Anzahl bekannter und lebenserfahrener katholischer Laien geben Antwort auf die ihnen gestellte Frage. Und wie fällt diese aus? Es ist auffallend, daß sie im wesentlichen zwei Punkte berührt; 1. Der Laie will sich kein Urteil über den Priester anmaßen. 2. Wo er s.ich zu einem Urteil über ihn bewegen läßt, bezieht sich dieses keineswegs auf irgendwelche rein menschliche Belange, sondern allein auf das Wesen des Priestertums. Der Laie will im Priester den

Liturgen, den Ausspender der Geheimnisse Gottes, den Künder des Wortes Gottes sehen. Dieser Charakter muß das gesamte Reden und Tun des Priesters durchdringen. Ein einziger Sprecher berührt eine Frage der Bildung, und zwar betrifft sie die Heranbildung eines guten Durchschnittspredigers. Aber auch dieses Anliegen ist letzten Endes ein sakrales und rein religiöses.

Aus der Beantwortung dieser Rundfrage erhellt eindeutig die noch echte und tief religiöse Auffassung der katholischen Laien vom Priestertum, zumindest jener, denen man ein reifes und gesundes Urteil zumuten kann. Für den Priester bedeutet ’ dies ein wohl tröstliches, doch gleichzeitig mahnendes Resultat: tröstlich, weil ihm darin die Bestätigung wird, daß er wenigstens bei den reifen, wenn auch modernen und aufgeschlossenen Christen Verständnis findet; mahnend hingegen inso- ferne, als es ihn auf sein Wesentliches verweist und ihn warnt, sich zu sehr im peripheren Bereich des priesterlichen Wirkens zu bewegen.

Dr. Alois Schrott SJ.

The Fighting Sudanese. By H. C. J a e k s o n. Macmillan &Co. Ltd., London. 85 pp.

Für den kriegsgeschichtlich Interessierten ist es eine faszinierende Frage, welchen Verlauf der zweite Weltkrieg wohl genommen haben würde, falls die in Eritrea und Abessinien versammelten italienischen Streitkräfte unmittelbar nach dem Zusammenbruch Frankreichs im Juni 1940 durch den Sudan nach Aegypten vorgestoßen wären, um der am unteren Nil mit der Front gegen Libyen aufmarschierten britischen Armee in die Flanke zu fallen. Der Grund, weshalb diese strategisch selbstverständliche Operation nach einigen kläglichen Teilversuchen unterblieben ist. wird von Jackson in knapper und doch hinlänglich detaillierter Form dargelegt. Es waren die 4200 eingeborenen Soldaten des sudanesischen Landesverteidigungskorps, einer ursprünglich als Gendarmerie aufgestellten Truppe, denen es unter Führung einer Handvoll britischer Offiziere und bewaffneter Zivilisten und unterstützt von ein paar Dutzend motorisierter Maschinenge-wehrabteilungen gelang, die 120.000 Mann starke Armee des Herzogs von Aosta sechs Monate hindurch in Schach m halten;

lange genug, um den Antransport and die Versammlung der britischen und Dominionsstreitkräfte zu ermöglichen, die dann zu Beginn 1941 mit einer kühn angelegten und energisch durchgeführten Offensive den ostafrikanischen Träumen Mussolinis ein Ende setzten. Wieso es kam, daß die Sudanesen, die im Kriege so überzeugende Beweise ihrer Anhänglichkeit an die britische Krone gegeben hatten, seither in ihrer Mehrheit den Willen zum Ausdruck brachten, jede Verbindung mit dem Empire, und dem Commonwealth zu lösen und sich Aegypten, welches keinen Finger für ihre Verteidigung gerührt hatte, anzuschließen, diese Frage wird von Jackson wohl berührt, r macht aber keinen Versuch, sie zu beantworten.

Kurt Strachwitz

Neue Herren in Mittelost — arabische Politik heute. Von Lilly Ab egg. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart. 539 Seiten mit zahlreichen Abbildungen und 7 Karten.

Die Verfasserin erweist sich schon durch die Teilung der Materie des Buches als gewiegte Kennerin des Nahen Ostens, seinem raschen Personen- und Syslemwechsel. Der erste Abschnitt ihres Werkes ist den ..Persönlichkeiten", der zweite der „Macht der Verhältnisse" gewidmet. Dadurch ist das Vergängliche vom Bleibenden geschieden und der Leser ist nicht gehalten, die konstanten Gegebenheiten aus der Fülle des Zeitbedingten heräuszuschälen. Ein Blick zeigt, wie richtig dies war: was ist vom Glanz Faruks oder des damaligen syrischen Diktators Schischakly heute noch geblieben? Trotzdem ist auch hier viel zeit- und entwicklungsgeschichtlich Interessantes festgehalten. Höchst beachtenswert sind aber vor allem die Beobachtungen, die sich auf das Strukturelle im Nahen Osten im weitesten Sinne beziehen. Zur exakten Kenntnis der Verhältnisse kommt ein weiter Blick, der über das augenfällige, aber allenfalls konjunkturelle hinaussieht, svie bei der nachdrücklichen Betonung, daß die Zukunft dieses Raumes nicht vom Oel, sondern vom Wasser bestimmt wird. In dieser Hinsicht verdienen die planvollen Bestrebungen Ibn Sauds ihre ausführliche Würdigung. Im ganzen: Ein Buch, weit über dem geistigen und schriftstellerischen Durchschnitt, das mit der heutigen, vielfältigen Reiseliteratur nur die Faßlichkeit der Ausdrucksform gemein hat. Carl Peez

Von der inneren Macht de Menschen. Von ‘Friedrich G I a e s e r. Wilhelm Braumüller Universitätsverlag, Wien. 212 Seiten.

Gute Bücher über Fragen der richtigen Lebensgestaltung erfüllen gerade heute eine wichtige Aufgabe, denn viele Menschen bedürfen einer solchen Beratung. Der Verfasser des vorliegenden Bandes will „eine geschlossene Anschauung vorn Leben aufbauen helfen, die den ganzen Menschen durchdringt und. ihn damit auch auf ruft, das Leben im wahren und schönen Sinne zu meistern". Es geht vor allem um die Grundlage der Lebensweisheit. In der Art der Auseinandersetzung mit dem vom Schicksal Gegebenen, also auch mit sich selbst, besteht des Menschen persönliches Leben, das als eine Einheit, ein unzerteiljrares Ganzes anerkannt werden muß. Selbsterkenntnis ist zugleich auch Selbstformung, denn sie legt den schöpferischen Kern, die innere Macht des Menschen, frei. Der Verfasser unterscheidet sehr richtig die echte Lebensweisheit von jener „Lebenskunst", die von vielen als. ein bloß äußerliches Erfolgssystem, eine Technik des praktischen Verhaltens aufgefaßt wird und mehr auf Schlauheit als auf Weisheit beruht. Wahre Lebenskunst hat eben das Element der Kunst: ein Gestalten aus schöpferischer innerer Kraft. Die Voraussetzung für eine zielbewußte Meisterung der Lebensumstände ist die Ueberzeu- gung von der Macht des Geistes und der Seele.

Glaeser behandelt in fünf Kapiteln sehr klar und in lebendiger Sprache die verschiedenen Probleme systematisch und ohne doktrinäre Starre. Er gibt keine Einzelrezepte, sondern beschränkt sich auf allgemeine Darlegungen. Manchem Leser wird vielleicht eine Erörterung konkreter Situationen fehlen. Treffend sind die Ausführungen über das „Ideal der Persönlichkeit". Im Kapitel ..Die Kunst, sich z verlieren" wird auf die Bedeutung de

Verhaltens gegenüber den Mitmenschen und der Liebe in weiterem Sinne hingewiesen, aber auch auf jene Grenze, über die nur die Kraft des Glaubens dringen kann. — Was Glaeser schreibt, i-at wohl nicht neu, doch kann sein Buch manchen, die sich mit diesen Fragen nicht oder nur wenig beschäftigt haben, zur Selbstbesinnung und Neworientierung verhelfen.

Dr. Theo Tramm

Die Münsterische „Familia sacra". Von Ewjld Reinhard. Verlag Regensberg, Münster (Westfalen). 227 Seiten.

In der vorliegenden geisteswissenschaftlichen Darstellung befaßt, sich der Verfasser mit dem Kreis der Fürstin von Gallitzin, mit dem Generalvikar Fürstenberg, dem Gründer der Universität Münster (1773), mit dem Pädagogen Overberg, mit Friedrich Leopold Grafen von Stolberg, dem Verfasser der „Geschichte der Religion Jesu Christi" und mit den Brüdern Droste-Vischering, von denen einer, Klemens August, später die bedeutende Rolle in den Kölner Wirren (1837) spielt. Den großen Einfluß dieses philosophischpädagogisch-religiösen Kreises kann man ermessen, wenn man bedenkt, daß ihm Männer, wie die Philosophen Hemsterhuis, Jacobi, Hamann und Lavater, der Pädagoge J. M. Sailer, aber auch Dichter, wie Goethe und Matthias Claudius, mehr oder, weniger nahestanden. In seinem Wirkungsbeginn steht dieser Zirkel noch ganz im Bann der Aufklärung und des Sturm und Dranges, um sich dann langsam der Ideenrichtung der Romantik anzunähern, als deren Vorläufer er vielfach angesehen wird. Den Schluß des Werkes bildet eine Reihe bisher noch unveröffentlichter, von Reinhaid in den verschiedensten Archiven aufgefundener Briefe, welche die Darstellung erläutern und dem Buch das Siegel eines wertvollen Beitrages zur westfalischen Geistesgeschichte aufdrücken.

Univ.-Prof, Dr; Jakob Bax

Civilta e Pace.. Atti del primo convegno inter- nazionale per la civilta e la pace cristiana. Tipo- grafia „L’Impronta", Firenze. 178 Seiten.

Auf Einladung der Stadt Florenz und unter der begeisterten Leitung ihres Bürgermeisters, Professors La Pira, wurde vom 23. bis 28. Juni 1952 di erste internationale Tagung für Kultur und den christlichen Frieden abgehalten, an der Vertreter aus 32 Ländern teilgenommen haben. Teilnehmer waren Gelehrte, Schriftsteller und vor allem Diplomaten, darunter auch der österreichische Gesandte in Rom, J. Schwarzenberg. Jetzt liegen die wertvollen Vorträge, Referate, Diskussionen, Anträge und Beschlüsse in gedruckter Form vor uns. Besonders hervorzuheben sind die Hauptreferate des bekannten französischen Philosophen, Gabriel Marcel: „Kultur und Christentum", von P. Ch. Journet (Schweiz): „Das Wesen der christlichen Kultur", Rev. Ch. W. Lowry (USA): „Der heutige Stand der christlichen Kultur" und Rev. Douglas Woodruff (USA): „Der christliche Friede unte den Völkern". In die manchmal sehr offenherzigen Diskussionen wurde auch das Problem der katboli- sehen Missionen wiederholt mit einbezogen. Die wertvolle Veröffentlichung beweist, daß die Bemühungen, den Frieden zu erhalten und zu fördern, gerade von katholischer Seite unternommen werden.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung