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Schweden Österreich und Europa

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Der Zusammenschluß der Sieben in der EFTA weist zwei Aspekte auf. Einmal haben jetzt Industrieländer wie Österreich und Schweden, die beide in ihrem Bereich nur 7 Millionen Menschen haben, erhöhte Ausfuhrmöglichkeiten für einen Markt' von 90 Millionen des kaufkräftigsten Teiles von Europa bekommen. Der zweite Aspekt ist der Umstand, daß Länder, die ihrer Ansicht nach verhindert sind, sich an die EWG anzuschließen, eine Möglichkeit geschaffen haben, gemeinsam den Weg zu einer Lösung, die einer Diskriminierung innerhalb Europas Einhalt tut, zu finden.

Bei der Lebenskraft, die derzeit das europäische Wirtschaftsleben charakterisiert, ist es-wohlbegründet, zu glaubenvidaÄ sowohl Schwer dens als auch Österreichs Wirtschaftsleben die neuen Geschäftsmöglichkeiten nutzen wird. Die Ausgangslage ist insofern verschieden, als Schweden mit einem mehr als zweifach größeren Gesamtumfang des Handels im großen seinen -Handel mit je einem Drittel auf EFTA, EWG und die übrigen Länder verteilt, während der Handelsverkehr Österreichs prozentual vorwiegend auf die EWG-Länder eingestellt ist. Die beiden Länder haben trotzdem denselben Grund, die Vorteile des größeren Marktes auszunutzen. Meinerseits begrüße ich größere Leistungen Österreichs auf dem schwedischen Markt, der — wie es scheint — mit jedem Jahr mehr ausländische Waren absorbieren kann.

Wir sind dermaßen beschäftigt, Wege zu einer Zusammenarbeit m Europa, die jeder Diskriminierung Einhalt tut, zu finden, da möglicherweise der Wert dieses ersten Schrittes zu einem europäischen Großmarkt nicht ausgenutzt wird. Niemand kann ja letzten Endes wissen, wann wir den letzten Teil unserer Aufgabe gemeinsam lösen können. Im Bereich der Sieben ist die Bereitschaft groß.

Schweden ist der Meinung, daß es aus politischen Gründen die Mitgliedschaft zur EWG nicht einmal erwägen kann. Damit ist nicht gesagt, daß man in Schweden die politische Bestrebung nach einer vor allem deutsch-französischen Verständigung, die eine der wichtigen politischen Komponenten in der EWG ist, nicht schätzen könnte.

Als ein altes Handelsland, dessen Wohl von einem großen Handelsaustausch abhängig ist, wissen wir jedoch, daß es auf die Dauer die beste Politik ist, wenn politische Rücksichten im Handel nicht mitentscheiden.

Daß Europa durch die Schaffung von EWG und EFTA erst den halben Weg gegangen ist und daß vielleicht die schwierigste Verhandlungsetappe, da man beiderseits zu Rücksichten und Zugeständnissen bereit sein muß, noch vor uns liegt, soll uns nicht entmutigen. Die Interessen Europas, seinen Platz im Welthandel zu behaupten, sind so groß, daß wir uns an eine europäische Lösung des Freihandels einfach wagen müssen. Wir erwarten, daß die EWG verstehen wird, daß ein wirtschaftlich starkes Europa in sich genug Selbstvertrauen haben muß, um alle Staaten unter den gleichen Bedingungen in ganz Europa Handel treiben zu lassen.

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