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Terror links und rechts

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Der politische Mord gehört heute in Lateinamerika nur in Guatemala zum normalen Leben. Die Linksund Rechtsterroristeni verhängen Todesurteile über ihre politischen Feinde und erschießen sie systematisch meist vom fahrenden Auto aus. In Brasilien sind die Zeiten, in denen man sich billig Berufsmörder kaufen konnte, um den politischen Gegner umzubringen und „Prominente“ nur mit Leibwächtern auf die Straße gingen, im allgemeinen seit einigen Jahren vorüber. Es gibt aber weiterhin Mordorganisationen. Sie sind nicht immer politischer Natur. So war es eine Gruppe von Polizisten, die in Rio de Janeiro Bettler von den Straßen auflas und ersäufte, eine Methode zur „Herstellung der Ordnung“, die man dem damaligen Gouverneur des Staates Guanabara, Carlos Lacerda — einem jetzt von der Militärregierung Verfemten — zur Last legte.

Ganz aktuell sind die sogenannten „Todeskommandos“, die gleichfalls aus Polizisten bestehen sollen, die mit „Justiz auf eigene Faust“ hunderte von teils freigelassenen, teils geflüchteten Schwerverbrechern auf den Landstraßen erschießen, um sich dann ihrer Taten der Presse gegenüber zu rühmen. Die neueste Erscheinungsform dieser Mordorganisationen richtet sich gegen die fortschrittlichen Priester im Nordosten des Landes. Die brasilianische Bischofskonferenz spricht von einer „politischen Terrorwelle“. Das neue „Todeskommando“, das der wichtigste Repräsentant der fortschrittlichen Geistlichen Brasiliens, der Erzbischof von Ollnda und Recife, Dom Helder Camara, anklagte, ist in seiner Zusammensetzung bisher nicht bekannt. Doch entspricht es jedenfalls der Orientierung der Gruppe von Offizieren der IV. Armee und von Großgrundbesitzern, die Dom Helder Camara und seine Gefolgsleute als „gefährliche Kommunisten“ verfolgen, weil sie die Agrar- und Sozialreform in dem Hungergebiet von Nordostbrasilien dringend fordern. Diese Rechtsterroristen haben in ihrer Kampagne zunächst Drohungen am Bischofssitz

von Pernambuco angemalt; in der gleichen Stadt wurden die Amtssitze verschiedener kirchlicher Würdenträger angegriffen. Das neue Todeskommando veröffentlichte eine Liste von 32 Geistlichen und katholischen Führern, die es zum Tode verurteilt hätte.

war der Präsident der Studentenvereinigung von Pernambuco, Candida Pinto de Helo, der bei dem Attentat schwer am Rückenmark verletzt wurde. Das nächste Opfer war der 28jährige Priester Antonio Henrique Pereira, der auch als Soziologieprofessor an der katholischen Universität lehrte und zu den engsten Mitarbeitern von Dom Helder Camara gehörte. Seine Leiche wurde mit Schußwunden an einen Baum gehängt aufgefunden. Das abscheuliche Verbrechen hat nicht nur unter den brasilianischen Priestern große Empörung ausgelöst. Dom Helder Camara nannte es das Werk derer, „die behaupten, die christliche Zivilisation zu retten, indem sie Priester ausrotten“.

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