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Verhängnisvolle Fehler
Den Hals brachen Abdel Nasser schließlich politische Fehler. Er sah im' Jemen weniger eine hilfebedürftige arabische Bruderrepublik als ein leicht zu überwältigendes Opfer ägyptischer Hegemoniepläne, das ihm gleichzeitig den Zugang zum saudischen ölreichtum und zur letzten britischen Bastion in Mittelost öffnen sollte. Er hoffte, den Krieg binnen kurzem siegreich beenden zu können. Diese Fehlkalkulation kostete ihn seither täglich mehr Devisen als die östliche und westliche Entwicklungshilfe ausmacht, unvorstellbare Reserven an Menschen und Material und brachte ihn an den Rand des Ruins. Er gewann nicht nur nicht den Krieg, sondern
brachte durch ungeschickte politische Taktik auch die Jemeniten gegen sich auf. Kurz nach dem Umsturz lancierte er den Berufsrevolutionär Abder Rahman el-Baidani, der einst als königlicher Gesandter in Bonn Tenniis spielte und seitdem im Kairoer Exil intrigierte, als seinen Vertrauensmann in die neue Regierung. Baktani wurde Vizepräsident und Außenminister, ließ sich von einer ägyptischen Leibwache eskortieren, wenn er durch Sanaa fuhr, und griff unverhohlen nach der Macht. Hätte der Nildiktator ihn unterstützt, wäre die Invasion schon damals gescheitert. Baidani wurde nach Kairo beordert und verschwand in der Zitadelle.
Das ägyptisch-jemenitische Verhältnis besserte sich dennoch nicht. Friedensverhandlungen in einem sudanischen Kurort scheiterten, weil sich Ägypten weigerte, seine Truppen abzuziehen. Seine Stellung ist militärisch und politisch so prekär geworden, daß es die jetzt erfolgte Regierungsumbildung in Sanaa — die deutliche antiägyptische Akzente hatte — nicht verhindern konnte. Der wie Abdel Nasser aus der sozialen Namenlosigkeit aufgetauchte „Feldmarschall“ Es-Sallal wurde entmachtet und behielt nur dekorative Funktionen. Beliebt war er ohnedies nie. In einem Land, dessen feudalistische Gesellschaftsstruktur eineinhalb Jahrtausende lang statisch blieb, gilt ein Politiker, der nicht aus einer „großen Familie“ stammt, wenig.
Im neuen Kabinett sitzen Stammesführer, die als entschiedene Gegner der Ägypter und Anhänger einer Versöhnung mit dem Imam gelten. Sie streben eine Friedenskonferenz sämtlicher Scheichs an. Dabei geht es um einen Kompromiß, der den Imam zum geistlichen und einen Republikaner zum weltlichen Oberhaupt macht. Die Jemeniten sehnen sich nach Frieden. Doch niemand weiß, ob er nicht in der Restauration endet. El-Badr gilt als sozial fortschrittlich, aber er ist Sproß einer Herrscherfamilie, die in ihrer ganzen langen Geschichte noch kein ihren Untertanen gegebenes Vensprechen hielt und nur ihre eigenen Interessen gelten ließ. Die Zwangslage, in der sich die Jemeniten befinden, hat niemand anderer verschuldet als Nasser, der nicht begreift, daß Araber nach anderer als seiner Fasson selig werden können.
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