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Zankapfel Mazedonien

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Das seit knapp drei Jahren unabhängige Mazedonien hat die 16strahlige „Sonne von Vergina“ aus der Grabkammer Philip II., des Vaters von Alexander dem Großen, zum offiziellen Staatssymbol gemacht. Das ist zumindest ein formaler Grund für das Mißtrauen Griechenlands gegenüber diesem Nachfolgestaat Ex-Jugoslawiens und gegen dessen Namen. Derlei Argumente sind jedoch Ausflüsse jahrhundertealter Ansprüche auf diesen Raum, nicht nur der Griechen, sondern ebenso der Serben und vor allem der Bulgaren. Zum europäischen Problem wurde die Region seit dem Berliner Kongreß (1878), einem Aufstand im Jahre 1903 (worauf Kaiser Franz Joseph und Zar Nikolaus in Mürzsteg eine Lösung planten), bis hin zu den Balkankriegen. Auch nach dem Ersten Weltkrieg dauerten Vertreibungen und „ethnische Säuberungen“ an? Marschall Tito versuchte 1947 vergeblich mit Bulgarien auch diese Frage zu bereinigen.

Immer spielten auch Machtinteressen der orthodoxen Kirche mit. Dazu kam (und kommt) das Problem der zunehmenden albanischen Volksgruppe. Gibt es überhaupt eine mazedonische Nation? In Belgrad spricht man gern von „Südserben“, in Sofia von „Westbulgaren“, in Athen von einer „slawophonen“ (aber griechischen) Bevölkerung. Der Autor dieses unvoreingenommenen Buches neigt in dieser Frage dazu, von einer mazedonischen Nation zu sprechen und ihr auch den alten Namen zuzuerkennen.

Eine überaus aufschlußreiche, verständliche Lektüre über ein Land, über dessen Zukunft noch dunkle Wolken hängen.

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