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Das Band zwischen Holocaust und Gegenwart steht kurz davor, endgültig zu reißen. Dessen ist sich "Sarahs Schlüssel“ bewusst: Dieses vorrangige Thema der französischen Romanverfilmung verknüpft noch einmal beide Ebenen am Beispiel einer Pariser Wohnung. Sie wird gerade saniert, heißt: die Spuren ihrer Geschichte getilgt. Etwas lässt jedoch das Sensorium der amerikanischen Journalistin Julia (Kristin Scott Thomas) anspringen: die beiläufige Bemerkung, die Familie ihres Mannes sei dort 1942 eingezogen. Statt durch eine kleine Nachforschung ihr Gewissen zu beruhigen, stößt sie auf die Starzynskis, eine Familie, die Opfer der großen Juden-Razzia wird. Im letzten Moment versteckt die Tochter, Sarah (Mélusine Mayance), ihren Bruder im Wandschrank, nimmt den Schlüssel mit auf ihre Tortur.

Parallel verschränken sich die vom Gedanken, heimzukehren und die Tür aufzusperren bestimmten Stationen Sarahs und Julias Erkenntnisweg. Als Teilnehmer führt "Sarahs Schlüssel“ in die Ereignisse, erschüttert gleichsam mit der Vergangenheit wie mit der Jetztzeit, konfrontiert genauso mit dem Unwillen und Unvermögen von Zeugen und Opfern, damit umzugehen, wie dem heutigem Unwissen. Natürlich bringt ihn das ins Plakative, nahe ans Hollywoodeske. Trotzdem: Er bleibt mächtig - so wie seine Geschichts-Ohrfeigen.

Sarahs Schlüssel (Elle s’appelait Sarah)

F 2010. Regie: Gilles Paquet-Brenner. Mit Kristin Scott Thomas, Mélusine Mayance, Polyfilm. 104 Min.

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