Das Bergbaumuseum in Leogang zeigt mittelalterliche Schmiedekunst und bewahrt das Kreuz von Limoges.
Das kleine, renommierte Bergbaumuseum in Leogang im Salzburger Land hat unter seinem Kustos Hermann Mayrhofer auch in diesem Jahr wieder Besonderes zu bieten. Der Grund ist zunächst eine sehr gelungene Ausstellung, die in den Sammlungsbestand mittelalterlicher Bildwerke integriert ist. Ein großzügiges Angebot der Hanns Schell Collection in Graz, sich aus den reichen Beständen an Kunsthandwerk leihweise zu bedienen, bot die Gelegenheit zu einer vielfältigen Präsentation dessen, was zeitgenössische Schmiede und Schlosser damals technisch und formal zu leisten vermochten. Eine Vielzahl der Arbeiten entstammt dem sakralen Bereich: vor allem Sakramentsgitter, Bänder für Opferstöcke und Türen, Türzieher.
Entsprechende Schlösser und Schlüssel waren nicht nur hier nötig, sondern auch an allen Truhen, Kästen und Kästchen, wo Urkunden, Briefe, Münzen, Schmuck usw. verwahrt wurden. Ob Schnappschloss oder Tourschloss, ob Schlüssel mit Hohl-oder Volldorn, an zahlreichen Objekten bot sich die Gelegenheit zu ornamentaler, zuweilen farbiger und dem Zeitstil und der Verwendung angemessener Ausschmückung. Raffiniert verdeckte Schlüssellöcher und "Rundum"-Fallen versprachen Sicherheit vor unberechtigtem Zugriff. Der Hl. Petrus mit seinem Attribut verweist auf die Metapher des Schlüssels als Zeichen für Binde- und Lösegewalt, für Macht und Entscheidungsbefugnis. Dem Hl. Leonhard hingegen sind als Patron u. a. der Gefangenen Ketten und Fußfesseln zugeordnet.
Zwei Publikumsmagneten
Darüber hinaus konnten weitere beachtenswerte Exponate auf Zeit übernommen werden. Grenzüberschreitende Amtshilfe leistet man in Leogang dem Heimatmuseum Bad Reichenhall, wo nach der Eishallenkatastrophe die Überprüfung aller öffentlichen Dächer auch hier eine Einsturzgefahr ergab, so dass die Bestände ausgelagert werden mussten und einige Exponate nun in Leogang ausgestellt sind: neben gotischen Bildwerken (u.a. ein aus Laufen stammender Hl. Stephanus, alpenländische Assistenzfiguren Maria und Johannes sowie zwei Johannes-Schüsseln) auch ein frühchristliches Goldblattkreuz aus dem Reihenfriedhof in Feldkirchen (ehem. Erzstift Salzburg), das durch mehrfachen Abrieb einer konstantinischen Münze geprägt ist. Einige Goldschmiedearbeiten hingegen kommen aus der Pfarre Fusch. Stolz ist man im Museum auch auf den mächtigen Opferstock auf Holzbalken mit Schmiedeeisen-Armierung, mit Resten einer rötlichen Farbfassung und Bezug zum Hl. Berg Andechs, heute in Privatbesitz.
Publikumsmagnet ist jedoch das aus ehemals polnischem Besitz 1941 als Beutekunst nach Schloss Fischhorn bei Zell am See verbrachte Altarkreuz, dessen Wiederauftauchen in diesem Sommer große Beachtung fand. Erste Nachforschungen verweisen das mit Emailplatten geschmückte Werk nach Limoges, dem mittelalterlichen Export-Zentrum für vergleichbare Arbeiten. Es zeigt an der Vorderseite auf blauem Grund den lebenden Gekreuzigten mit Kreuznimbus vor einem grünen Kreuz (dem Lebensbaum). Die seitlich angesetzten Platten tragen die Brustbilder von Maria und Johannes(?). Zu Füßen des Cruzifixus steht Petrus mit dem Schlüssel, über ihm - wohl mit Buch(?) - Paulus. Reiche Blattornamentik und weiche Gewandfalten bereichern die Darstellungen. Im Zentrum der Rückseite thront Christus als Majestas Domini, begleitet von den Evangelistensymbolen. Bis das Werk an seine rechtmäßigen Besitzer übereignet werden kann, wird es in Leogang ausgestellt bleiben. Die Forschung wird sich noch eingehend mit Zustand, Zu- und Einordnung zu beschäftigen haben.
Einige typische Limoges-Arbeiten zeigt die Schell Collection: u.a. einen zierlichen Reliquienschrein sowie einen kleinen Leuchter mit Verweis auf den romanischen Dom in Salzburg.
Handgeschmiedet
Kunsthandwerk im Mittelalter
Bergbaumuseum Leogang
5771 Leogang, Hütten 10
www.museum-leogang.at
Bis 15. 11. Di-So 10-17 Uhr