Gesellschaftspolitische Akzente

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Die Diagonale wird die Möglichkeit eröffnen, viele individuelle Positionen zu betrachten, aber auch einiges wieder zu entdecken. (Peter Schernhuber)

Sechs Festivaltage, 167 Filme und Videos in 142 Vorstellungen, 103 Filme im Wettbewerb, die aus fünfhundert Einreichungen ausgewählt wurden. So stellt sich die Diagonale 2018 in Zahlen dar. Inhaltlich will das Intendanten-Duo Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber in diesem Jahr ganz deutlich auch auf aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen eingehen, die sich in vielen der ausgewählten Arbeiten widerspiegelten, so Schernhuber.

Das Festival werde die Möglichkeit eröffnen, "viele individuelle Positionen zu betrachten, aber auch einiges wieder zu entdecken". Mit starken Frauen setzen sich unter anderem der Spielfilm "L'Animale" von Katharina Mückstein sowie der Dokumentarfilm "Gwendolyn" auseinander.

Von Shirin Neshat bis Landkrimi

"L'Animale", eine Coming-of-Age-Geschichte, wurde bereits bei der Berlinale gezeigt, "Gwendolyn" von Ruth Kaaserer berichtet von einer gewichthebenden Anthropologin, die gegen ihre Krankheit ankämpft. Mit "Cops" von Stefan A. Lukacs und "Zauberer" von Sebastian Brauneis sind weitere viel versprechende Arbeiten im Programm.

Auch der neue Film der iranischen Künstlerin Shirin Neshat, "Looking for Oum Kulthum", wird als Österreich-Premiere zu sehen sein. Die traditionelle ORF-Premiere im Rahmen der Diagonale wird in diesem Jahr mit dem TV-Film "Grenzland" bestritten. Der Landkrimi wurde von Marvin Kren inszeniert und entstand nach einem Buch von Schauspielerin Constanze Breitebner.

Die Grazer Innenstadt verwandelt sich zwischen 13. und 18. März optisch wieder in ein Fahnenmeer an Diagonale-Flaggen, es gibt kaum ein Festival, das in einer Stadt so sichtbar ist, wie die Diagonale. Dabei helfen auch die zahlreichen Sonderprogramme und Events, die dieses Festival so einzigartig machen. Gleich am Eröffnungstag wird zum Beispiel eine Legende des österreichischen Fernsehens mit dem großen Diagonale-Schauspielerpreis geehrt: Ingrid Burkhard, 1931 in Wien geboren, wurde als Ehefrau von Edmund Sackbauer in "Ein echter Wiener geht nicht unter" zur Kultfigur: "Die Leut' haben mich damals auf der Straße angesprochen und oft gefragt, wie ich ein Leben mit einem derartigen Mann aushalte. Sie waren dann erstaunt, wenn ich gesagt habe, dass ich mit dem Mundl nicht verheiratet bin", sagt Burkhard. Mit stehenden Ovationen ist da unbedingt zu rechnen.

Ganz nahe kommt man den Kreativen in Graz bei den zahlreichen Diskussionsveranstaltungen: Bei "Let's Talk About Scripts"-Spezial wird am 17. März das Drehbuch zu "Zauberer" seziert, an dem unter anderem Schauspieler Nicholas Ofczarek mitschrieb, der auch zu Gast sein wird. Außerdem bietet die Diagonale in diesem Jahr unter dem Titel "Kein schöner Land" einen tiefen Einblick in die österreichische Provinz. Hier gelangt ein monumentales Projekt zur Aufführung: Zwei Jahre Vorbereitungszeit und 28 Drehtage während des vergangenen "steirischen herbst" 2017 brauchte das Nature Theater of Oklahoma, um Elfriede Jelineks Gespensterroman "Die Kinder der Toten" zu verfilmen - und zwar ausschließlich mit Laien in den obersteirischen Kindheitsorten der Schriftstellerin, gedreht auf 666 Rollen Super8-Film. In "Die Untoten von Neuberg" begleitete Ulrich A. Reiterer das Projekt und zeigt ein Making-of.

Erstes Jelinek-Interview seit 2004

Als Begleitprogramm dazu präsentiert die Diagonale eine Ausstellung mit Setfotos von Ditz Fejer sowie das erste Videointerview mit Jelinek seit der Verleihung des Literaturnobelpreises an sie im Jahr 2004. In "Die Steiermark hasse ich am allerwenigsten"(Regie: Ulrich A. Reiterer, Veronica Kaup-Hasler, Claus Philipp) erzählt Jelinek von ihrem Verhältnis zu dem Bundesland, in dem sie aufwuchs.

Heiß debattiert -gerade vor dem Hintergrund einer neuen Kulturpolitik -wird wohl beim Diagonale Film Meeting 2018, das am 14. und 15. März stattfinden wird. Dort soll Filmpolitik aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden, sollen Schwächen und Stärken des Status quo benannt und filmpolitische Dringlichkeiten formuliert werden. Als Basis dienen den Teilnehmern die Forderungen der Filmschaffenden an die Kulturpolitik, die kurz nach der Angelobung der neuen Regierung formuliert wurden.

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