Gilt’s tatsächlich der Kunst?

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Nach der Salzburg-Absage von Franz Welser-Möst hat Festspielintendant Alexander Pereira rasch gehandelt und mit Christoph Eschenbach Ersatz gefunden. Viele Fragen bleiben indes offen.

Noch dauert es ein halbes Jahr, ehe sich der Vorhang zu den nächsten Salzburger Festspielen hebt, und schon haben sie ihren ersten Eklat. Am Wochenende ließ Franz Welser-Möst via Aussendung die Salzburger Festspielverantwortlichen wissen, dass er für die Neuproduktion von "Così fan tutte“ nicht mehr zur Verfügung steht. Ein herber Schlag. Handelt es sich doch nicht nur um die einzige neue Mozart-Premiere des kommenden Salzburger Festspielsommers, sondern um den Beginn eines auf drei Sommer verteilten neuen Mozart-da-Ponte-Zyklus.

Ihn sollte Franz Welser-Möst musikalisch, Sven-Eric Bechtolf szenisch verantworten. Jenes Team, das sich dieser Aufgabe bereits an der Zürcher Oper gestellt hatte, was schon im Vorfeld für Diskussionen sorgte. Aber darf in Salzburg nicht sein, was längst an der Wiener Volksoper Realität ist? Eberhard Waechter hatte Marco Arturo Marelli eingeladen, Mozarts Da-Ponte-Opern am Währinger Gürtel zu inszenieren und damit den Grundstein für dessen spätere Weltkarriere gelegt. Jetzt hat Robert Meyer den Schweizer neuerlich mit diesem Projekt betraut. Bereits der jüngst in Szene gegangene "Figaro“ zeigte, dass sich Marelli mittlerweile eine sehr andere Sicht auf diese Mozart-Trilogie erarbeitet hat.

Aus Mailand zur Krisensitzung

Durchaus zu erwarten, dass auch die Salzburger Mozart-Auseinandersetzung von Welser-Möst und Bechtolf anders ausgefallen wäre als jene vor Jahren in Zürich. Darüber lässt sich nur mehr spekulieren. Pereira hat rasch gehandelt. Noch am Sonntag reiste er extra aus Mailand, wo er Gast bei der Saisoneröffnung war, an, um sich mit Mitgliedern der Wiener Philharmoniker auszutauschen, denn sie stellen das Orchester für diesen Mozart-Zyklus. Schließlich engagierte er Christoph Eschenbach, der heuer mit Strauss’ "Capriccio“ an der Staatsoper debütieren wird, für die drei Mozart-da-Ponte-Opern.

Das ist freilich nur ein Thema. Ein zweites ist das Verhältnis zwischen Pereira und seinem einstigen Zürcher Musikdirektor Welser-Möst.

Persönliche Befindlichkeiten - und mehr

Haben sich, wie Salzburgs Festspielintendant diesen Konflikt in seiner Presse-Aussendung darstellt, nur "zwei Menschen, die einmal sehr intensiv über viele Jahre zusammengearbeitet haben, auseinandergelebt“? Tatsache ist, dass Welser-Möst absagte, weil die "Così“-Aufführungen so eng beieinander liegen, dass die Gefahr einer Überforderung der Sängerinnen und Sänger besteht. Kurzfristige Umbesetzungen mit Darstellern, die diese Produktion nicht entsprechend erarbeitet haben, wären damit nicht auszuschließen. Undenkbar bei Festspielen, deren Publikum stets mit einer ersten Besetzung rechnen muss. Dazu wurden zwei der Vorstellungen - zum Teil ohne Wissen von Welser-Möst - was Pereira ausdrücklich bestätigt - für 13 beziehungsweise 11 Uhr angesetzt, jeweils Zeiten, die Sängern kaum zumutbar sind.

Den Vormittagstermin am 31. August damit zu argumentieren, dass man den Wiener Philharmonikern, die traditionell an diesem Tag abreisen, entgegengekommen sei, ist eine Erklärung. Aber sie greift zu kurz. Ungeachtet der Tatsache, dass man sämtliche wesentlichen Details mit allen Betroffenen fixieren sollte, ehe man sie der Öffentlichkeit zugänglich macht, gilt es stets auch zu bedenken, ob man mit seinen Entscheidungen die optimalen Voraussetzungen für das schafft, wofür gerade und besonders Festspiele stehen: die bestmögliche Realisierung der Kunst. Genau das ist der Zündstoff für diesen weit über Persönliches hinausgehenden Konflikt.

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