Giuseppe Sinopoli gestorben

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Zum Tod des Dirigenten, der am Pult einem Herzinfarkt erlag.

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Zum Tod des Dirigenten, der am Pult einem Herzinfarkt erlag.

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Jäh aus dem Leben gerissen, aber von den Klängen, die sein Leben waren, in eine andere Welt hinübergetragen: Der Tod des Dirigenten am Pult hat neben seiner tragischen auch eine erhebende Seite. Vorige Woche starb der italienische Dirigent Giuseppe Sinopoli dort, wo ihm 1980 sein triumphaler Durchbruch in der Opernwelt gelungen war - im Orchestergraben der Deutschen Oper Berlin. Mitten im dritten Akt von Verdis "Aida" ereilte den 54-Jährigen ein Herzinfarkt. Die Nachricht von seinem plötzlichen Tod traf die Musikwelt wie ein Schock und völlig unvorbereitet, war doch der umtriebige Musiker, der neben seiner Karriere zuletzt auch die Muße fand, ein Archäologie-Studium zu absolvieren, auf dem Höhepunkt seiner Karriere und voller Zukunftspläne.

Der am 2. November 1946 in Venedig geborene Sinopoli begann in seiner Heimatstadt ein Musik- und Kompositionsstudium, studierte aber gleichzeitig an der Universität von Padua Medizin, später auch Psychiatrie sowie Kriminalanthropologie - und promovierte in allen Fächern. Zuerst machte er in der Musikwelt als Komponist im Fahrwasser von Boulez, Ligeti und Stockhausen auf sich aufmerksam, doch als der dirigierende Komponist 1980 über Nacht ein in aller Welt gefragter Pultstar wurde, war diese Karriere beendet. Furore machte er als feurig-intelligenter Interpret in Bayreuth, Berlin, Hamburg, München und Wien, London und nicht zuletzt an der New Yorker "Met". Zu der österreichisch-deutschen Musikkultur fühlte er sich stets mehr hingezogen als zur italienischen. In Wien stand der leidenschaftliche Koch zuletzt mit Strauss' "Frau ohne Schatten" am Pult der Wiener Staatsoper.

Seit zehn Jahren hatte Sinopoli die berühmte Dresdner Staatskapelle geleitet, doch die klaffendste Lücke hinterlässt er in Bayreuth, wo der umstrittene Festspielleiter Wolfgang Wagner nach den Absagen mehrerer Sänger einige Wochen vor Probenbeginn nun auch noch ohne "Ring"-Dirigenten dasteht.

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