Glaube kommt vom Erzählen

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"Es war ein einziges Desaster. Die Gespräche sind sofort in einen Streit ausgeartet und die Auseinandersetzungen sind immer mehr eskaliert. Es war einfach unglaublich. In der Diözese gab es dann sehr bald so eine Art ‚Notstand …‘“ Mit diesen klaren Worten beschreibt Maximilian Fürnsinn den ersten Besuch 1991 des St. Pöltner Bischofs Kurt Krenn im Stift. Dass dieser so der Glaubens- und Lebensfreude verpflichtete Ordens-obere (siehe das Interview oben)in den kirchlichen Stürmen jener Jahre seinen Mann stehen musste, ist nicht nur Insidern längst bekannt. Ein Landespolitiker sei vom Kardinal-Staatsekretär im Vatikan gar mit der Frage empfangen worden "Sind die Äbte in Niederösterreich eigentlich gläubig?“, erinnert sich Fürnsinn in seiner erzählten Biografie. Das Gros der österreichischen Katholiken dankt diesem Kirchenmann aber zweifelsohne die Standhaftigkeit, die er in jenen Jahren bewies.

Vom Fleischhauer zum Propst

Fürnsinn hat diese Episode wie viele andere Geschichten aus seinem Leben der Sachbuchautorin Christine Scholler erzählt, die den eindrucksvollen Werdegang des Fleischersohns Josef Fürnsinn zum bekannten und geachteten Propst Maximilian von Herzogenburg im Band "Leben, einfach leben“ zusammengefasst hat.

Man erfährt zwischen zwei Buchdeckeln vieles: So auch, dass die Mutter des Zweijährigen an Krebs stirbt, und der kleine Josef in der Obhut der Geschwister und von "Ersatz-Müttern“ aufwächst. Zunächst tritt er in elterliche Fußstapfen und wird Fleischhauer, aber - der Vater wird das erst spät verstehen - die Berufung zum Priester lässt ihn nicht los. Fürnsinn erzählt ausführlich, wie es dazu kam. Im zweiten Bildungsweg macht er die Matura, tritt ins Stift ein und wird 1972 zum Priester geweiht. Bereits sieben Jahre später wählen ihn die Chorherren zum 68. Propst von Herzogenburg - 2009 wird er zum dritten Mal für eine weiter zehnjährige Amtsperiode wiedergewählt. Seit 1998 ist er auch Vorsitzender der Superi-orenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften, also erster Ansprechpartner für die Ordensmänner in Österreich.

Propst Maximilian ist kein Schreiber, sondern ein Erzähler, von dieser Authentizität lebt auch das Buch - und zwar gerade auch bei den Glaubensfragen, die der Protagonist da ausbreitet: Glaube kommt vom Erzählen. Diese geistliche (Ein-)Sicht macht den eigentlichen Wert dieser Biografie aus.

Leben, einfach leben

Eine Spurensuche. Von Maximilian Fürnsinn u. Christiane Scholler. Styria Premium 2012. 248 S., geb, € 24,99

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