Glücklich am Laserschneider

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Das diese Woche in Wien eröffnete "Happy Lab" bietet Interessierten einen öffentlichen Raum für Forschung, Entwicklung und Austausch abseits akademischer Strukturen.

Wer meint, dass sich technologische Entwicklungen und wissenschaftliche Sachkenntnis nur innerhalb ausgetretener Pfade bilden können, wird vom "Happy Lab" eines Besseren belehrt. Diese Woche fand in Wien die offizielle Eröffnung des "glücklichen Labors" statt. Das gassenseitige Geschäftslokal im zweiten Bezirk ist ab sofort die neue Heimstätte eines erfrischend unkonventionellen Modells für Wissenschaft, Technik und Bildung.

"Das Happy Lab bietet interessierten Menschen die Möglichkeit, unbürokratisch ihre Ideen umzusetzen", sagt Roland Stelzer, Präsident der Gesellschaft für innovative Computerwissenschaften (INNOC), die das Happy Lab betreibt. "Bei uns ist jeder willkommen, thematisch gibt es keine Einschränkungen." Dafür stehen auf rund 250 Quadratmetern Fläche Maschinen und Werkzeuge zur Verfügung, die so manches Technikerherz höherschlagen lassen.

Etwa ein 3-D-Drucker, mit dem man aus Kunststoffdraht dreidimensionale Objekte herstellen kann. Oder eine in drei Achsen computergesteuerte Fräsmaschine. Großer Beliebtheit dürfte sich auch der Lasercutter zum Schneiden oder Gravieren von Materialien erfreuen. Ein Ofen zum Löten feiner elektronischer Bauteile sowie ein Ätzbereich zur Entwicklung von Leiterplatten verstehen sich da schon fast von selbst. Der Wert des Maschinenparks beläuft sich auf etwa 30.000 Euro. Für Entspannung, Nachdenken oder Diskutieren gibt es einen Aufenthaltsraum samt Couchgarnitur.

Zur Benutzung des Happy Labs berechtigt die Mitgliedschaft beim Verein INNOC, die 20 Euro pro Jahr kostet. Die meisten der bislang gut 100 Mitglieder sind Studierende, welche die unbürokratische Atmosphäre außerhalb ihrer Universitätsinstitute schätzen. Daneben gibt es Hobbyerfinder und pensionierte Modellbauer. Aber auch Schüler finden den Weg ins Happy Lab. "Die klassische Ausbildung setzt von der Schule bis zur Uni auf inhaltliche Breite", sagt Stelzer. "Bei uns dagegen kann man seine Ideen vertiefen, ohne dass einem jemand über die Schulter schaut." Das hört sich ein wenig nach "Jugend forscht" für Fortgeschrittene an, doch das wäre nur die halbe Wahrheit. Denn das Happy Lab versteht sich auch als sozialer Ort des Zusammentreffens Gleichgesinnter. Die "Spielregeln" des Labors umfassen die Bereitschaft, zu lernen und das Erlernte weiterzugeben. Geheimniskrämerei ist nicht erwünscht. Neulinge erhalten Einschulungen an den Maschinen, alte Hasen stehen mit Rat und Tat gerne zur Seite. Durch die Heterogenität der Gruppe entstehen bisweilen interessante und neuartige Kooperationen.

Perfekte Verwirklichung der Grundidee

Ein Beispiel dafür ist die Entwicklung eines Ganzkörper-Theremins. Bei diesem elektronischen Musikinstrument werden Klänge durch Bewegungen des Künstlers zwischen zwei Antennen erzeugt. Zusätzlich können die Schallwellen visualisiert auf Bildschirmen bewundert oder mittels Polarisationsbrille hautnah erlebt werden. "An diesem Projekt haben Künstler, Elektroniker und Informatiker zusammen gearbeitet und ein Verständnis für die jeweils anderen Disziplinen entwickelt", sagt Stelzer. "Das ist eine perfekte Verwirklichung der Grundideen des Happy Lab."

In der Öffentlichkeit ist INNOC bisher hauptsächlich als Veranstalter von internationalen Roboterwettbewerben in Erscheinung getreten. Die alljährliche Robot Challenge etwa hat sich mittlerweile zu einer der weltweit größten Veranstaltungen ihrer Art entwickelt.

Seit einigen Jahren finden auch regelmäßig Robotersegelbootregatten statt. Das Wiener Team wurde dabei heuer zum dritten Mal in Folge Weltmeister. Zudem ist INNOC an Forschungskooperationen zu Robotik mit in- und ausländischen Hochschulen beteiligt. Die Köpfe hinter INNOC kommen zwar aus Robotik und Computerwissenschaft. "Aber wir trennen unsere Forschungsaktivitäten klar vom Happy Lab", sagt Stelzer. "Denn wenn man Menschen für etwas begeistern will, muss man den Zugang niederschwellig gestalten." Was freilich nicht ausschließt, dass besonders talentierte Hobbytüftler eingeladen werden, an Forschungsprojekten mitzuarbeiten. Für viele bietet sich dadurch erstmalig die Möglichkeit, die Luft der wissenschaftlichen Fachwelt zu schnuppern.

Aus den Mitgliedsbeiträgen lässt sich das Happy Lab nicht erhalten. Etwa 50.000 Euro sind jährlich für den Betrieb nötig, hinzu kommen Personalkosten. "Vorerst finanzieren wir das Labor durch unsere Forschungsprojekte quer", sagt Stelzer. "Zusätzlich suchen wir nach Sponsoren." Dass es ein wirtschaftliches Risiko war, das Alternativlabor zu gründen, gibt er unumwunden zu. Doch Forschung ist bekanntlich immer ein riskantes Geschäft. Wo sie allerdings mit so viel Idealismus betrieben wird, sei ihr der Erfolg besonders gegönnt.

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