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Am Tag, an dem die Ferien beginnen, schlagen die Kinder die Schultüren hinter sich zu. Zu Hause schleudern sie ihre Schultaschen mit einem mehr oder weniger eleganten Wurf in die Ecke des Kinderzimmers, genauer gesagt an einen keineswegs eckenhaften Platz zwischen Bett, Tisch und Mistkübel. Das ist das Glück des ersten Ferientages. Es versteht sich von selbst, dass man die Tasche bis Anfang September nicht wieder öffnen darf, selbst auf die Gefahr hin, dass sich vom vorletzten Schultag noch ein angebissenes Butterbrot oder ein arg verschwitztes Turnleiberl darin befinden sollte.

Zum Glücks-bzw. Unglücks-Ritual des Schulschlusses gehört es auch, der Tasche vor diesem Wurf das Zeugnis zu entnehmen und den Eltern zu überreichen. Im günstigen Fall gibt es Zuwendungen finanzieller Art, vielleicht sogar von Großeltern, womöglich auch von Paten, Onkeln und Tanten. Im weniger glücklichen Fall gibt's eine Tüte Eis mit zwei Kugeln, Vanille, Erdbeer und Schluss.

So war das früher. Bei einem Maturatreffen hab ich neulich meine alte Schule wieder betreten. Gemischte Erinnerungen stiegen auf, Ängste, Einsamkeit ... Ausgelassenheit, das ja. Ein Klassenzimmer sah aus wie damals, aber die anderen waren alle neu eingerichtet. Hier hat jeder Schüler sein Fach, alles Zeug bleibt in der Klasse. Das Glück, seinen Gore-Tex-Rucksack, die Umhängetasche oder den Ranzen, je nach dem, in irgendein Eck zu schmeißen, kennt heute bestimmt keiner mehr.

Stefan Zweig hatte, glaubt man seiner "Welt von Gestern", überhaupt nur ein glückliches Erlebnis als Schüler: "Der einzige wirklich beschwingte Glücksmoment, den ich der Schule zu danken habe, wurde der Tag, da ich ihre Tür für immer hinter mir zuschlug."

Der Autor arbeitet am Kulturforum der Österreichischen

Botschaft in Berlin.

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