Gnade und Ruhm

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"Grace & Glorie" am Volkstheater: Für Sterben in Würde.

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"Grace & Glorie" am Volkstheater: Für Sterben in Würde.

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Der 90-jährigen Grace droht ein einsames Sterben im Ausgedinge ihres entlegenen Bauerngutes. Da platzt die viel jüngere Gloria herein, ehrenamtlich für die Hospiz-Bewegung tätig und bemüht, den Tod der alten Dame zu "managen". Zwei Welten prallen in Tom Zieglers Zwei-Personen-Stück "Grace & Glorie" aufeinander, das gerade am Wiener Volkstheater seine deutschsprachige Erstaufführung erlebte: Jugend und Alter, Gottvertrauen und Skepsis, Naturverbundenheit und Note-book-Geschäftigkeit.

Ob allen das Wortspiel mit den Rollennamen, Gnade und Ruhm, sofort auffällt? Jedenfalls erklingt schon zu Beginn Gospel-Musik, denn es geht um nicht mehr und nicht weniger als um die Frage nach Gott und dem Sinn des Lebens. Im apfelgrünen Bühnenbild von Michael S. Kraus erfährt die todkranke Grace, wie nicht nur ihr Leben, sondern auch das ihrer Bäume zu Ende geht. Eine Baugesellschaft hat ihr den Besitz abgeluchst, im künftigen Urlaubsparadies "Apfeltal" wüten schon die Kettensägen und Bulldozer.

Silvia Armbrusters Inszenierung holt das Komische und Existenzielle des Stückes im richtigen Maß an die Oberfläche. Auch dank zweier hervorragender Schauspielerinnen: Babett Arens (Gloria) entwickelt sich vom weiblichen Stadtfrack, den Hühner und Mäuse aus dem Gleichgewicht bringen, zu einer vertrauensvollen und vertrauenswürdigen Gesprächspartnerin. Hilde Sochor ist die "amazing Grace" mit dem Herz auf dem rechten Fleck, eine Frau voll Lebensweisheit und nüchternem Humor. Grace und Gloria - zwei Frauen, die einander fordern und dabei fördern, "Grace & Glorie" - ein Stück, das nicht nur in dieser Inszenierung seinen Weg machen wird.

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