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Mit notorischer Verspätung lese ich einen Artikel, den ich vor längerem aus einer deutschen Zeitung gerissen habe, mit dem ansonsten zumeist gebrochenen Vorsatz, mich später näher mit ihm zu beschäftigen. Dieser Fall aber, der in der Bezirksstadt Douglas in Nebraska spielt, verdient wahrlich, bedacht und gewürdigt zu werden. Vor dem dortigen Bezirksgericht hat ein ehrwürdiger Provinzpolitiker namens Chambers nämlich Anzeige erstattet, und zwar nicht gegen irgendeinen Sittenstrolch oder einen bösen Nachbarn. Nein, sogar der Präsident der Republik, gemeinhin für den mächtigsten Mann der Welt gehalten, war ihm als Objekt der Klage zu bedeutungslos, und darum erstattete Chambers Anzeige gegen niemand anderem als gegen "Gott". In seinem Schriftsatz führte er aus, dass Gott "unter Abermillionen von Erdbewohnern Tod, Zerstörung und Terror" verursacht oder zumindest zugelassen habe, und dass er seit Hunderten von Jahren Tornados und Wirbelstürme über das Land sausen, Flüsse über die Ufer treten und auch sonst allerlei Naturkatastrophen ihren naturgemäß katastrophalen Verlauf nehmen lasse.

Die Klage ist nicht ohne theologische Raffinesse. Zum Beispiel hat sich der Richter von Douglas zunächst geweigert, die Klageschrift entgegenzunehmen, weil er sie dem Beklagten in seinem Gerichtsbezirk nicht werde zustellen können. Der Kläger hat demgegenüber nicht ganz zu Unrecht entgegnet, dass Gott überall existiere, und also auch in Nebraska, und dass ihm daher seine Sünden überall auf der Erde vorgehalten und er vor jedes Gericht der Erde zitiert werden könne. Der Fall ist, wie man so sagt, noch gerichtsanhängig. Und wer die amerikanische Gerichtspraxis kennt, wird es für nicht unwahrscheinlich halten, dass am Ende eine erhebliche Schadenersatzforderung, sagen wir in der Höhe von ca. 240 Billionen Dollar, herauskommen wird. Wer sie zahlen wird, das weiß Allah, pardon: Gott, allein.

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