Gottschlich und Schubert: zweimal Judaica

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Er gehört zu den bekannten Kommunikationswissenschaftern im Lande und hat sich unter anderem auch mit ethischen Fragen der Medienzunft auseinandergesetzt. Weit weniger bekannt ist, dass sich Maximilian Gottschlich auch intensiv um ein Zueinander von Christen und Juden bemüht. Das hat auch einen biografischen Hintergrund, denn Gottschlich wollte in den 80er Jahren selber zum Judentum konvertieren. Sein Buch "Versöhnung. Spiritualität im Zeichen von Thora und Kreuz" ist in diesem Sinn ein leidenschaftliches Plädoyer für ein (neues) Miteinander von Christen und Juden, das auf der "Memoria Passionis" (J. B. Metz), also dem Gedächtnis des Leidens des jüdischen Volkes ebenso fußt wie auf dem "unerlösten Schatten der Shoah", der über der Christenheit liegt.

Gottschlich, theologischer Laie, wagt sich im Buch dennoch an die Theologie, um sein Eintreten als Christ für eine "Spiritualität und Mystik jüdisch-christlichen Glaubens" zu argumentieren - Karl Rahner, J. B. Metz oder Erich Zenger sind ihm Zeugen dieser Überlegungen.

Jüdischerseits steigt gegenüber den Christen der Verdacht, sie wollten wieder Judenmission betreiben - man denke nur an die Diskussionen um die Karfreitagsfürbitte. Es ist daher besonders hervorzuheben, dass Gottschlich seine Überlegungen fernab solchen christlichen Herrschaftsdenkens, nach dem man auch die Juden missionieren müsse, anstellt.

Ein gegenwärtiges Nachlasswerk

Er wäre heuer 85 geworden: Der im Vorjahr verstorbene Doyen der Judaistik und des christlich-jüdischen Dialogs, Kurt Schubert, gehörte zu den unermüdlichen Kämpfern für das Wahrnehmen jüdischer Geschichte. Mit der Wiener Geserah, der Ermordung der Wiener Juden 1421, beginnt seine, postum erschienenen "Geschichte des österreichischen Judentums", die eine penibel recherchierte Zusammenschau jüdischen Lebens bis in die unmittelbare Gegenwart darstellt. Ein Nachlasswerk, das auch in Zugang und Stil Kurt Schubert lebendig bleiben lässt.

Versöhnung. Spiritualität im Zeichen von Thora und Kreuz. Spurensuche eines Grenzgängers

Von Maximilian Gottschlich, Böhlau, Wien 2008.

362 S., geb., e 30,80

Die Geschichte des österreichischen Judentums

Von Kurt Schubert. Böhlau, Wien 2008.

170 S., geb., e 30,80

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