Grandiose Demontage der Traumfabrik

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Überschüttete Robert Altman 1992 in seinem Meisterwerk "The Player" die Filmindustrie mit bissigem Spott, so stehen bei David Cronenberg, der erstmals Teile eines Films in den USA drehte, die Auswirkungen dieses Umfelds auf das menschliche Verhalten im Mittelpunkt.

Zwar hat sich der Kanadier vom Körperhorror, mit dem er durch Filme wie "Scanners","The Fly" und "Crash" berühmt wurde, seit "Eastern Promises" weitgehend verabschiedet, doch geblieben ist der eisige Blick auf die Welt und die Menschen sowie die messerscharfe Inszenierung.

In "Maps to the Stars" erzählt Cronenberg nicht linear, sondern parallel von einer jungen Frau (Mia Wasikowska), die in Los Angeles ankommt und sich von einem Chauffeur (Robert Pattinson) in einer Limousine an ihren Zielort bringen lässt, einem arroganten Kinderdarsteller (Evan Bird), der seinen Agenten rassistisch beleidigt und Interviewer schikaniert, und dessen Eltern sowie einer alternden Schauspielerin (Julianne Moore), die im Remake eines Films unbedingt die Rolle spielen möchte, die einst ihre verstorbene Mutter spielte.

Keine Altersmilde

Wie Cronenberg einerseits langsam die verschiedenen Handlungsstränge zusammenführt, andererseits die Gemeinheiten der Menschen bis zum blutigen Finale sukzessive steigert, ist meisterhaft. Keine Altersmilde gibt es hier und keinen abfedernden Schlenker.

So gnadenlos wie die Figuren ihre Umwelt behandeln, so kalt und mitleidlos seziert der 71-jährige Regisseur die Filmstars und deckt die Abgründe hinter der perfekten Fassade auf.

Die Sucht nach großen Rollen und Ruhm hat jede Menschlichkeit in dieser Welt längst absterben lassen. Man jubiliert, wenn man durch den Tod eines Kindes doch noch die ersehnte Rolle bekommt, hat als 13-jähriger Jungstar schon einen Drogenentzug hinter sich und gibt sich nach außen hin freundlich, obwohl man das Gegenüber im Grunde abgrundtief hasst. Im Zentrum kristallisiert sich dabei langsam die Geschichte einer Familie mit zutiefst gestörten Beziehungen heraus.

Getragen wird dieser durch die konzentrierte Inszenierung packende Mix aus bitterböser Satire und Psychothriller von einem großartigen Ensemble. John Cusack brilliert hier ebenso als aalglatter Psychotherapeut, der im Fernsehen hohle Phrasen drischt, wie Evan Bird als gar nicht süßer Kinderstar. Überragend ist aber die in Cannes mit dem Darstellerpreis ausgezeichnete Julianne Moore als bald hysterisch, bald paranoid, mal heuchlerisch und dann wieder eiskalt und fies agierender Altstar.

Maps to the Stars CDN/D 2013. Regie: David Cronenberg. Mit Julianne Moore, Mia Wasikowska, John Cusack, Evan Bird, Robert Pattinson, Olivia Williams. Filmladen. 107 Min.

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