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"Die syrische Braut" irrt durch das israelisch-arabische Labyrinth .

Mona (Clara Khoury) lebt im Dorf Majdal Shams auf den von Israel besetzten Golanhöhen. Als Bräutigam wählte ihr die Familie den fernverwandten, syrischen tv-Star Tallel (Derar Sliman), mehr als die Fernsehfigur kennt sie jedoch nicht. Geheiratet wird im Niemandsland zwischen Israel und Syrien, dort geht sie einer ungewissen Zukunft an der Seite eines Fremden entgegen. Gewiss ist nur eins: Es gibt kein Zurück.

"Die syrische Braut" von Regisseur Eran Riklis registriert alle innerfamiliären Ereignisse, behördlichen Schikanen, Animositäten und Gesellschaftszwänge rund um die Hochzeit sehr genau und gibt dadurch tiefe Einblicke in die komplexen Mechanismen, die das Leben im Golan bestimmen.

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, ein israelischer Fotograf filmt alles mit, dieses Stück aufgezeichnetes Leben wird für die Familie alles sein, was von Mona bleibt. "Wir geben dir unser Ein und Alles. Hüte sie wie deinen Augapfel", sagt ihre Schwester Amal (Hiam Abbas) beschwörend. Unglücklich verheiratet, kämpft sie um Emanzipation und spielt als stille, mutige Rebellin zwischen Tradition und Moderne eine Schlüsselrolle in Dorf und Film.

Gehüllt in einen Traum aus Tüll wird Mona zum Prinzessinnen-Bonbon für den schönsten Tag im Leben aufgeputzt, nach alter Dorfsitte wird exzessiv Jasmin gestreut, gesungen, getanzt, gekocht und gezecht. Mona verbringt den "schönsten Tag ihres Lebens" mit Dasitzen, Trauern und Warten. Im Wohnzimmer, beim Festessen, an der Grenze. Die verordnete Euphorie kann Trauer, Tränen und Angst der Braut so wenig kaschieren wie die Konflikte, die im Schatten der israelischen Besatzung und unterm Druck der drusischen Religionsführer schwelen. Diese drohen Brautvater Hammed (Markam J. Khoury) mit Ächtung, denn Sohn Hatam emigrierte nach Moskau und heiratete eine jüdische Russin. Nun fliegt er mit ihr und dem Enkel zur Hochzeit ein, Hammed verweigert ihm die Erlaubnis zur Teilnahme. Die ist dem Vater als Ex-Häftling unter Bewährung von den israelischen Behörden allerdings selbst strikt untersagt.

Und inmitten der Aufregung sitzt traurig die Braut - ein eindringliches Sinnbild dafür, wie wenig Chancen persönliches Glück innerhalb der willkürlichen Grenzen von Politik, Religion und Patriarchat hat.

Dem tragikomischen Verlauf der Hochzeit an der Grenze kann auch sie nur tatenlos zusehen: Beiderseits der Grenze stehen die Familien der Brautleute und unterhalten sich mit Megaphon, während die Vertreterin der un zu vermitteln versucht.

Ein kleiner, großer und reicher Film.

DIE SYRISCHE BRAUT

Israel, Deutschland, Frankreich 2004. Regie: Eran Riklis.

Mit: Hiam Abbass (Amal), Markam J. Khoury (Hammed), Clara Khoury

(Mona), Eyad Sheety (Hattem) u. a.

Verleih: Filmladen. 97 Min.

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