Gulda im Café Mozart

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Aus Gründen, die mir nicht bekannt sind, wurde eine für das Wiener Theatermuseum geplante Ausstellung über Friedrich Gulda abgesagt. Das ist bedauerlich. Hätten wir nicht schon im Mai des vergangenen Jahres den 75. Geburtstag des Pianisten feiern sollen? Eine versäumte Gelegenheit also. Weil man aber nicht immer ein Jubeljahr zur Hand haben muss, erinnere ich jetzt trotzdem an Gulda. Und mache ein wenig Werbung. Denn ab 20. Jänner, so versicherte mir vor einer Woche der Mann im Plattenladen, werden Guldas private und bis jetzt unbekannte Aufnahmen von Mozart-Sonaten zu kaufen sein. Morgen hole ich mir die drei cd's ab.

Friedrich Gulda war Dauergast im Salzburger Café Mozart, meist Schach spielend; ich war damals, die Rede ist von den frühen siebziger Jahren, ein schüchterner Student, besaß viele Gulda-lps und rannte in fast jedes seiner Konzerte. In unserem Studentenheim durfte er-die Schlüssel für Haustor und Klavierzimmer wurden ihm feierlich übergeben - zu jeder Tages-und Nachtzeit üben. Zum Dank spielte er auf unseren Semesterfesten. Wer diese Abende im kleinen Kreis mit Friedrich Gulda erlebt hat, dachte, das ist das Glück: so in der Musik leben zu können.

Der Fotograf und Musiker Sepp Dreissinger organisierte damals im Café Mozart ein phantastisches Programm. Weil er mit Gulda befreundet war, kam der große Meister mehrere Male, um auch hier Konzerte zu geben. Einmal tobte er sich einen Sonntagvormittag auf seinem Clavichord aus, mit Stücken von Johann Sebastian Bach.

Das Café Mozart in der Salzburger Getreidegasse gibt es jetzt, sehr verändert, wieder. Und Gulda spielt noch einmal Mozart. Am 27. Jänner 2000, an Mozarts Geburtstag, ist Friedrich Gulda gestorben.

Der Autor arbeitet am Kulturforum der Österreichischen Botschaft in Berlin.

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