Bei RTL heißt es Punkt 6 und dauert 90 Minuten. Sat.1 startet eine halbe Stunde früher mit Frühstücksfernsehen, das hotelgerecht erst um 10 Uhr aufhört. Parallel dazu wechseln sich ARD und ZDF als Gestalter im Morgenmagazin ab, das um 9 Uhr endet.
Zum Frühstück in die Röhre schauen - dieser Ausdruck war in Deutschland berechtigt. Denn den moderierten TV-Info-Wecker gibt es dort schon länger als den Flachbildschirm. Bis heute übertreffen die Einschaltquoten der Frühmagazine den jeweiligen Senderschnitt.
In Österreich ist das Phänomen jünger, aber noch erfolgreicher: Da Café Puls allein auf weiter Austro-Senderflur agiert, holt es sich von 6 bis 9 Uhr bei den 14- bis 49-Jährigen einen Marktanteil von zuletzt 23,2 Prozent. Das kann den öffentlich-rechtlichen Anbieter nicht ruhen lassen, der sich mit dem Informations- und Kulturkanal ORF III weiter kannibalisiert.
Also wälzt die TV-Information Pläne für Frühstücksfernsehen vom Küniglberg. Denn es steht auf dem Wiederwahlprogramm von Alexander Wrabetz. Vielleicht ist das ein schlechtes Omen. Denn auch Vorgängerin Monika Lindner hatte ein solches Projekt. Seit den 1990er-Jahren wird es immer wieder erwogen. Und schubladisiert.
ORF-Frühstücks-TV könnte eine zu teure Antwort auf Café Puls sein. Es würde Ö3-Wecker wie Ö1-Morgenmagazin Hörer kosten und wäre eine Kriegserklärung an Zeitungsverleger, deren Blätter zum Frühstück gelesen werden.
Nun ist es zwar ein Versäumnis der Printmedienmacher, dass sie keine besseren Bewegtbilder im Internet anbieten. Immerhin steigt der Video-Konsum am Computerbildschirm so deutlich, wie er via TV-Gerät sinkt. Doch die Verleger finden keine Finanzierung dafür. Der ORF holt sie sich dagegen aus Gebühren. Frühstücksfernsehen anvisiert, Wettbewerbsverzerrung thematisiert - und dann wird über werbefreien ORF diskutiert. Guten Morgen, Österreich!
* Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst
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