Handkes Jahrgänge
Er schrieb und schreibt Literaturgeschichte: Am 6. Dezember feiert Peter Handke seinen 70. Geburtstag.
Er schrieb und schreibt Literaturgeschichte: Am 6. Dezember feiert Peter Handke seinen 70. Geburtstag.
Seit Peter Handkes nicht immer glückreich kommuniziertem Engagement gegen mediale Voreingenommenheiten und andere Ungeheuerlichkeiten rund um die sogenannten Jugoslawienkriege, wird sein Werk gerne als "heterogen" bezeichnet, was unliebsame Teile leichter isolierbar machen soll. Doch Handke ist seinem literarischen Projekt über die Jahrzehnte so konsequent verpflichtet geblieben wie kaum ein anderer Autor, auch wenn er sich zugleich beinahe mit jedem Buch neu erfunden hat. Er hat damit mittlerweile mehr als eine Lesergeneration geprägt und immer wieder eine Art Vorreiterrolle eingenommen. Das hat mit dem oft übersehenen Faktum zu tun, dass er äußerst sensibel auf gesellschaftliche Befindlichkeiten reagiert und Schräglagen der Entwicklung oft bereits wahrnimmt, bevor sie für alle sichtbar im Raum stehen.
Provokationen begleiten Handkes Weg jedenfalls seit seinem Auftritt beim Treffen der Gruppe 47 in Princeton im Jahr 1966 mit dem Vorwurf der "Beschreibungsimpotenz", der eine poetologische Kritik mit dem Generationenkonflikt verbindet, zumindest kam es bei den etablierten Autoren der Gruppe so an. Dass er mit seinem Einwurf eine "stillschweigende Gruppenregel" gebrochen habe, sei ihm nicht bewusst gewesen, versicherte Handke nach seiner Rückkehr. Vom autoritären Gebaren der im Faschismus nicht nur sozialisierten, sondern zum Teil auch tätigen Gruppenmitglieder hatte er nichts geahnt. Inhaltlich enthält Handkes "Richtigstellung" den Kernsatz seiner Poetologie: "Es wird nämlich verkannt, daß die Literatur mit der Sprache gemacht wird, und nicht mit den Dingen, die mit der Sprache beschrieben werden."
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