Heiteres Jubiläum in Innsbruck

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Zum 40. Geburtstag der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik hat Alessandro De Marchi heuer drei Opernaufführungen angesetzt, deren Komponisten eng mit Wien verbunden sind. Er selbst wählte das Melodramma giocoso "Il matrimonio segreto" des Wiener Hofkapellmeisters Domenico Cimarosa von 1792 nicht nur um eines heiteren Jubiläums willen, sondern um seine Herkunft "aus der Barockoper in der neapolitanischen Tradition zu entschlüsseln". Der historische Ansatz tat der Oper gut, brachte Humor, Anspielung und feine Empfindung ans Licht, von De Marchi und seiner Academia Montis Regalis offengelegt. Hervorragend die Besetzung mit Giulia Semenzato (Carolina), Klara Ek (Elisetta), Loriana Castellano (Fidalma) und u.a. den prominenten Buffo-Spezialisten Renato Girolami und Donato Di Stefano.

Gezänk und Gelüst

Regisseur Renaud Doucet und Ausstatter André Barbe präsentierten im Tiroler Landestheater die Verwirrung um die heimliche Ehe von den Musikpointen ausgehend als Gezänk und Gelüst des Geflügels in einem Holzschnitt-Hühnerstall des 18. Jahrhunderts. In den lustvollen Kostümen brachte Doucet die Gestelztheit von Geflügel und barocker Gestik zur Übereinstimmung, ohne die Balance zwischen schwereloser Commedia und emotionaler Beseelung zu verraten.

Das jährliche Projekt "Barockoper: Jung" gehörte "Le nozze in sogno" von Pietro Antonio Cesti, Mitte des 17. Jahrhunderts Kapellmeister am Hof zu Innsbruck und Wien. Das Werk war dem Komponisten erst vor wenigen Jahren zuzuordnen und ist nun von Dirigent Enrico Onofri, ehemaligen Preisträgern des Innsbrucker Cesti-Gesangswettbewerbs und Regisseur Alessio Pizzech als typischer Cesti präsentiert worden, frühvenezianisch heiter verspielt in Kontrast zum berührenden Herzenston.

Der finale Opernhöhepunkt gehörte René Jacobs, der bis Ende August Christoph Willibald Glucks "Alceste" szenisch bei der Ruhrtriennale aufführte, und sich auf das konzertante bzw. letztlich halbszenische Innsbruck-Gastspiel ohne Verstärker und Monitore freute. Er wählte die neue Edition der italienischen Wiener Fassung. In Jacobs Klangdramaturgie und atemberaubender Wahrhaftigkeit des musikdramatischen Ausdrucks war dieser Abend ein konzentriertes, tief bewegendes Erlebnis in den Gefielden von Liebe und unglaublichsten Schattierungen der Trauer. Glucks Abkehr von formalen und ästhetischen Zwängen, nahe gebracht auch vom B'Rock Orchestra, dem Chor aus Perm und grandiosen Sängern, in den Hauptrollen Brigitte Christensen (Alceste), Thomas Walker (Admeto) und Kristina Hammarström (Ismene).

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