Hier beginnen Musik-Karrieren

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Selber musizieren wird wieder modern - zumindest deuten die steigenden Schülerzahlen an den Musikschulen darauf hin.

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Selber musizieren wird wieder modern - zumindest deuten die steigenden Schülerzahlen an den Musikschulen darauf hin.

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Erst durch die Musikschulen wurde fundierte Musikausbildung allgemein zugänglich. Sie hörte auf, ein gesellschaftliches Privileg zu sein. Heute sind auch Privatstunden - daheim oder in den Schulen - erschwinglich.

Trotzdem: Viele Berufsmusiker haben ihre Laufbahn in der Musikschule begonnen. Seltene Instrumente, wie Harfe, Oboe oder Fagott, kann man außerdem meist nur dort erlernen. Rund 50 Prozent der Studenten, die das Innsbrucker Konservatorium besuchen, sind aus der Musikschule hervorgegangen.

Aber auch spätere Hobbymusiker bekommen hier etwas mit, das heute Seltenheitswert hat: Das gemeinsame Musizieren von Jung und Alt. "Das zu fördern, ist - neben dem fundierten Unterricht - eine der wichtigsten Aufgaben der Musikschulen", so der Direktor der Musikhochschule Innsbruck, Wolfram Rosenberger. Denn: "Die früher hochgehaltene Tradition, in der Familie oder innerhalb einer Gemeinschaft zu musizieren, hat teilweise sehr unter den gesellschaftlichen Entwicklungen gelitten."

Die Musikschulen wollen diese Tradition wiederbeleben - was ihnen leicht fällt, weil hier alle Altersgruppen zusammenkommen. "Das ist wichtig, um das gegenseitige Verständnis der Generationen füreinander zu fördern", ist Rosenberger überzeugt.

Vor allem aber sollen der Jugend, die "zunehmend unter Orientierungslosigkeit, Vereinzelung und Fadesse leidet", neue Perspektiven gegeben werden. Das erfordert auch an den Musikschulen ein Umdenken: "Wir arbeiten seit kurzem auch im Bereich der Popmusik", so Rosenberger. Weil das bei den jungen Schülern gefragt ist und vielen den ersten Zugang zum aktiven Musizieren gibt.

Auch sonst geht man hier gern neue Wege. "Bei uns wurde eine neue Unterrichtsmethode der musikalischen Früherziehung entwickelt", so Rosenberger. Der "Musikbaukasten", eine Art "spielerisches Lernen" für Kinder ab dem fünften Lebensjahr.

Die Zusammenarbeit mit den Schulen ist gut. Rosenberger: "Wir sind dort gern gesehene Gäste." Nicht nur als Musiker bei Veranstaltungen, auch Werben ist erlaubt. Denn die Vorteile sind unbestreitbar: Gemeinsames Musizieren erleichtert das Einfügen in eine Gemeinschaft. Ein Instrument zu lernen, fördert außerdem die Konzentrationsfähigkeit. Da tritt die Sorge, die Schule könnte neben dem Üben zu kurz kommen, in den Hintergrund.

Übrigens: Unter den privaten Sponsoren der Innsbrucker Musikschule sind nicht nur Hersteller von Musikinstrumenten. Die verschiedensten Branchen "investieren in die Zukunft unserer Jugend", so Rosenberger. Die Wirtschaft erkennt zunehmend das kreative Potential, das hier vorhanden ist.

Umso bedauerlicher, daß es in anderen Bundesländern zu wenige Musikschulen gibt. Ein besonderer Nachholbedarf besteht in Wien. "Eine Musikschule pro Wiener Gemeindebezirk" ist vorerst nur ein Wunschtraum, die heutige Schülerzahl in der Bundeshauptstadt entspricht jener in Dornbirn.

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