Hinter uns die Sintflut!

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Jeden Tag wird der Schuldenberg größer. Die Rezepte zur Sanierung treiben die absurdesten Blüten. Über eine höhere Besteuerung von Büchern und Theaterkarten wird da ohne jede Scham dahingeschwätzt. Kultur und Bildung, unnötiger Luxus!

Strukturen längst erneuert gehören, dafür ist in den von Rücksichtnahmen auf ihre Parteien, Kammern und Verbände völlig gelähmten Gehirnen unserer Politiker kein Platz mehr. Alles muss bleiben wie es ist. Ein bisserl soziale Kosmetik da, ein paar Wahlzuckerl dort. Die eigene Klientel, die längst zur Minderheit geschrumpft ist, darf nicht verärgert werden. Verantwortung und Schuld sind Fremdworte aus alten Zeiten. Gier ist Trumpf. Nach wie vor wird das Geld, das man nie besessen hat, zum Fenster hinausgeworfen.

Ohne jedes Unrechtsbewusstsein hinterlassen wir statt einer geordneten Welt Schulden und Chaos. Die Bäuche sind gewachsen, die Gelüste wurden über die Maße befriedigt, die Fantasie ist geschrumpft. Wir konnten die Welt in Clubs bereisen, ohne von anderen Völkern und Kulturen belästigt zu werden. Wir haben das Klima mit Geschwindigkeitsräuschen verpestet und mit unserer eigenen Ausrottung Geschäfte gemacht. Wir leben in einem europäischen Wirtschaftsverband und haben Europa längst verloren. Jeder von uns ist sein eigener Staat und verhält sich auch so. Bisweilen wird er zu einer, sich selbst und seine Mitmenschen bedrohenden Waffe.

Das Ego war noch nie so stark wie heute. Wir haben uns zur Gottheit gemacht. Wir merken nicht, dass wir dabei unsere ureigene Identität längst eingebüßt haben. "Mir san mir!" Wir rennen inwendig im Kreis bis zur totalen Erschöpfung. Vielleicht sollten wir einen Blick zu unseren Nächsten riskieren. In der Achtung dem Anderen gegenüber uns selbst neu erfinden. Das ist vielleicht unsere letzte Chance.

Der Autor ist Kulturmoderator beim Privatsender ATV

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