Hiobsbotschaft vom Mitbewerber

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Der Kurier baut Personal ab. Der Standard berichtet darüber. Das klingt nach Routine, offenbart aber einen Missstand in Österreichs Tagespresse. Es mangelt an kontinuierlicher Medienberichterstattung. Harald Fidlers hervorragende Arbeit im Standard hat keinen wirklichen Mitbewerber. Das ist schade, wird aber problematisch bei Berichten über direkte Mitbewerber.

Dazu zählt neben der Presse jener unter Hans Dichand und Hugo Portisch zur größten nationalen Tageszeitung gewachsene Kurier, der heute als Regionalblatt für Niederösterreich, Wien und Burgenland darbt. Sonst erreicht er nirgends über fünf Prozent der Bevölkerung. Im Westen hat ihn Der Standard ohne Aufwand als Drittzeitung abgelöst. Trotz Personalabbaus, von dem wenig zu hören war. Mangels nicht standardisierter Medienberichterstattung.

Lesen wir nun im Standard über den Kurier, fehlt ein Korrektiv. Für Nachrichten aus der eigenen Branche gibt es keinen regelmäßigen Platz in anderen Tageszeitungen. Deshalb fehlt ihnen die entsprechende Kompetenzanmutung.

Das war schon anders - und besser. Bis Mitte der 1990er-Jahre. Als Wolfgang Fellner den Anspruch von tv-media als Medienmagazin so schnell aufgab, wie er sich später bei Österreich als Neuerfinder der Tageszeitung blamierte. Als sogar der ORF mit "Schwarz auf Weiß“ die gedruckte Konkurrenz eines eigenen Magazins wert befand.

Ein solches Minderheiten aber Multiplikatorenprogramm ist Grundlage freiwilliger Selbstkontrolle. Ohne transparente Darstellung der Zu- und Missstände in der eigenen Branche bleibt die moralische Legitimation als öffentlicher Wachhund, vierte Gewalt, Aufseher der Politik, Observatorium der Macht zweifelhaft. Wer interne Schwächen nicht thematisiert, verliert externe Glaubwürdigkeit. Der Unterschied zwischen Journalismus und PR beginnt mit der Selbstpreisgabe.

* Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

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