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Wiens neues Kooproduktionshaus "brut" beging mit einem zweitägigen Fest seine Eröffnung.

So viel Andrang war nie. Als am Freitag in Wien das neue internationale Koproduktionshaus brut (gesprochen bruut), mit einem rituellen "jumping the broom" von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny gemeinsam mit den künstlerischen Leitern Thomas Frank und Haiko Pfost gleichsam sportlich wie feierlich eröffnet wurde, schien es bisweilen aus allen Nähten zu platzen. Die Neupositionierung des ehemaligen dietheater, das erste sichtbare Resultat der von Mailath-Pokorny betriebenen Wiener Theaterreform, kann sich einer großen Neugierde auf Seiten eines jungen Publikums erfreuen.

Die wird es auch brauchen. Denn der zweitägige Eröffnungsreigen verzichtete auf eine stellvertretende Großproduktion und bot stattdessen einen Einblick in das, was im brut in den nächsten Wochen und Monaten zu sehen und hören sein wird.

Das Fest bot ein rhizomatisches Geflecht, eine simultane Fülle und Vielheit an kurzen Performances, Konzerten, Lectures, Installationen, eine Bustour und sogar eine Sprengaktion, die allesamt durch Künstlerinnen und Künstler bestritten wurden, die in den kommenden Monaten mit ihrer Arbeit zu sehen sein werden.

Dafür wurden die unterschiedlichsten Spielorte (Vorplatz, Saal, neu gestaltete Bar und Foyer des Künstlerhauses, Passagegalerie am Karlsplatz, Konzerthaus und Tankstelle am Schwarzenbergplatz) für die künstlerischen Interventionen genutzt, die zum Teil sonderbare Titel trugen ("Teststrecke für schnelle Brüter", "Orlanding the Dominant", "Orgon Akkumulator", "Insektenbelustigung" oder "Young Indiana Jones' Adventures S. Freud limited"). Dabei zeichnet sich zweierlei bereits ab: Das brut wird die Wiener Theaterlandschaft in jedem Fall erweitern (ob es sie auch bereichern wird, werden wir später sehen). Und zweitens: Wer das brut besucht, betritt in mehrfacher Hinsicht Neuland. Zum einen dürften etliche der hier auftretenden Künstler nur einem eingeweihten Kreis bekannt sein, zum anderen wird der Besucher mit einem maximal weit gefassten Theaterbegriff konfrontiert, der entsprechende Bereitschaft verlangt, sich auf neue, unbekannte und meist ganz unkonventionelle grenzüberschreitende Ästhetiken einzulassen.

Das Wagnis der beiden Intendanten Frank und Pfost für ihr Haus ist groß, die Zielsetzungen sind es ebenso. Das Schlagwort lautet "Aufbau von dynamischen Produktionsnetzwerken". Denn zum einen streben die beiden danach, die Aktivitäten der freien Szene stärker als bisher thematisch und ästhetisch zu bündeln und sie gleichzeitig in internationalen Produktionszusammenhängen zu vernetzen, um eine größere Nachhaltigkeit der künstlerischen Arbeit mit längerfristigen Perspektiven, nicht zuletzt für die jungen und meist noch wenig bekannten, jedoch nicht unbegabten, sondern vielmehr unsichtbaren Künstler zu garantieren.

Die nächsten Wochen schon werden zeigen, ob die Wiener bereit sind, über die bekannte Theaterkost hinweg neue Erfahrungen machen zu wollen. Wir auf jeden Fall wünschen dem brut ein offenes, neugieriges und hoffentlich zahlreiches Publikum.

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