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Die Karoline ist vorläufig ihre letzte Rolle am Volkstheater: Stefanie Reinsperger geht nach Berlin. Seit Freitag ist sie in der Titelrolle von Horváths "Kasimir und Karoline" zu sehen, einer Neufassung des Dramaturgen Roland Koberg und des Regisseurs Philipp Preuss. Warum es diese Bearbeitung braucht, bleibt bis zum Ende der zähen Inszenierung unklar. Gewiss, was der "abgebaute" Chauffeur Kasimir am Oktoberfest erlebt, das lässt sich mit der Situation der heutigen "Working Poor" vergleichen. Umso aufgesetzter sind Preuss' Grabungen in der Entstehungsgeschichte und die Verwebungen mit den Theorien des Philosophen Guy Debord. Seine Thesen zur "Gesellschaft des Spektakels" brüllen die beiden Prostituierten Elli und Maria in die übermäßig eingesetzte Handkamera. Die ist nötig, denn Preuss lässt das Stück streckenweise im Innenraum des Festzeltes spielen. Dort sitzt der schmierige Direktor und schleckt an seinem Mikro. Karoline wird es im Laufe des Abends noch ordentlich an die Wäsche gehen. Sie verspeist lasziv Bananen, dabei wollte sie doch nur ein Eis.

Reinsperger gibt ihr Bestes

Die Veräußerlichung der inneren Vorgänge ist Preuss' Sache: So zerquetscht der Merkl Franz seiner Freundin Erna die Hand. Dass das brutale Geräusch dazu von einer Erdnuss stammt, auf die er steigt, wird bewusst nicht versteckt und doch schafft der Soundeffekt auf diese Art schmerzhafte Assoziationen. Auch das ständige Zigarettenrauchen der Erna wird entkoppelt: Während sie an einem imaginären Glimmstängel zieht, dampft es aus ihrer Handtasche.

Der Gedanke, dass die Ökonomie des Geldes mit der Ökonomie der Gefühle einhergeht, ist gescheit, in Preuss' zerfranster Inszenierung aber weder spür-noch sichtbar. Auch wenn Stefanie Reinsperger ihr Bestes gibt.

Kasimir und Karoline Volkstheater, 24., 31. März, 4. April

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