Humanität hat immer Saison

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Als "Der Mann von La Mancha" vor einem halben Jahrhundert uraufgeführt wurde, war das Stück eine Antwort auf den vorherrschenden Kulturpessimismus. Dass es ein derartiger Welterfolg werden sollte, hatte kaum jemand gedacht - diese in einem Gefängnis spielende Story eines selbst in widrigsten Situationen nie seinen Optimismus verlierenden "Ritters von der traurigen Gestalt". Sind es doch bloß einige aus dem Leben des spanischen Schriftstellers Cervantes ausgesuchte Episoden, die zu einem sehr subjektiven Bogen zusammengeführt werden. Freilich unter einem bahnbrechenden Thema: die Humanität. Sie hat allemal Saison. Nun wird das Musical an der Volksoper gezeigt.

Um das deutlich zu machen, benötigt man vor allem glaubhafte Singschauspieler. Denn Mitch Leighs vom Flamenco inspirierte Meisterpartitur, die auf Streicher verzichtet, dafür nach Musikern verlangt, die mit dem Jazzidiom bestens vertraut sind, ist gleichermaßen zündend wie anspruchsvoll.

Spielfreudiges Orchester

Die Bühnengestaltung, vor allem die Requisiten, spielen weniger Rolle,- wie in der neuen Volksoperninszenierung von Olivier Tambosi: Nur ein paar Blechkisten finden sich auf der schwarz ausgelegten Bühne (Friedrich Despalmes), rechts eine vom Gefängnis zur Inquisition führende Leiter, die nur aufgeklappt wird, wenn ein Gefangener zum Verhör muss. Ein nicht gerade poetisches Ambiente! Aber genug, um die Botschaft dieses Musical entsprechend rüberzubringen.

Vor allem dank des Volksopernprinzipals Robert Meyer als in jeder Phase überzeugendem Don Quixote, Boris Pfeifer als dessen getreuem Diener Sancho (den Mayer in der vorherigen Volksopernproduktion dieses Werks virtuoser gespielt hatte), der nach anfänglicher Nervosität glaubhaft die Rolle der Schlampe Aldonza gebenden Patricia Nessy, Martina Doraks quirliger Antonia und Peter Matic' soignierter Stimme des Hauptmanns.

Die übrigen Protagonisten fügen sich, nicht zuletzt durch Tambosis betont auf Natürlichkeit des Ausdrucks setzender Personenführung, zu einem stimmigen Ensemble. Lorenz C. Aichner an der Spitze des (wie schon bei der Uraufführung am 22. November 1965 in New York) hinter die Szene verlegten, spielfreudigen Orchesters sorgt meist für den entsprechenden musikalischen Drive. Vor allem ist er den unterschiedlich stimmgewaltigen Darstellern ein einfühlsamer Partner.

Der Mann von La Mancha

Volksoper, 23. Okt., 1., 10., 15. Nov.

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