Hundertvierunddreißig offene Türen

19451960198020002020

Das barocke Salzburg, seine Fürsterzbischöfe und das Kloster St. Peter sind zu einem "DomQuartier" verbunden. Ein Rundgang durch neu geöffnete Gänge, Räume und Türen bietet nicht nur Ein-, sondern auch berauschende Ausblicke.

19451960198020002020

Das barocke Salzburg, seine Fürsterzbischöfe und das Kloster St. Peter sind zu einem "DomQuartier" verbunden. Ein Rundgang durch neu geöffnete Gänge, Räume und Türen bietet nicht nur Ein-, sondern auch berauschende Ausblicke.

Werbung
Werbung
Werbung

Der gebürtige Salzburger weiß manches über Geschichte, Kultur und Kunst seiner Stadt. Doch so manches ist ihm verschlossen geblieben, weil es eben nicht zugänglich oder zur Schau gestellt worden war. Das hat sich nun geändert. Seit 17. Mai kann man sich im "DomQuartier" Blicke auf und in das barocke Salzburg gönnen. Ein neues Museumskonzept hat Gänge, Türen und Räume aufgemacht und zu einem Rundgang zusammengefasst.

Präsentation von vier Museen

Nach acht Jahren Planung, Umbau und Sanierungsarbeiten und mit Kosten von etwas mehr als 8,5 Millionen Euro, wozu die Stadt 900.000 beigetragen hat, wurde dieses "DomQuartier" geschaffen, das auf 1,3 Kilometern etwa 2.000 Exponate auf 15.000 Quadratmetern versammelt. Der Besucher geht durch 134 Türen zur Präsentation von vier Museen in einem Rundgang. Etwa eineinhalb bis zwei Stunden muss man mindestens für diese Wallfahrt veranschlagen. Seit 2006 existiert ein Museumsleitplan, der nun von dem Museumsplaner Dieter Bogner umgesetzt wurde.

"Mit der Wahl Wolf Dietrichs von Raitenau (1587-1612) begann die nach außen so glanzvolle Epoche der Salzburger Barockfürsten", notiert der Salzburger Historiker Heinz Dopsch. Das Jahr 1604, in dem der venezianische Architekt Vincenzo Scamozzi mit der Planung des Doms und der Erweiterung der Residenz und dem Neubau betraut wurde, bedeutete für Salzburg eine "echte Wende".

Wolf Dietrich hat Raum geschaffen und ein Konzept für das "Deutsche Rom" hinterlassen, das seine Nachfolger abschließen konnten: Markus Sittikus von Hohenems (1612-1619) mit dem italienischen Architekten und Hofbaumeister Santino Solari, der 1614 mit dem Bau des neu konzipierten Doms begann, der 14 Jahre später, mitten in den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs, geweiht wurde; Paris Graf Lodron (1619-1653), der Salzburg, in Fortsetzung der Neutralitätspolitik Wolf Dietrichs aus allen Kämpfen des Dreißigjährigen Kriegs heraus halten konnte. Und schließlich Guidobald Graf Thun (1654-1668), der mit dem Hofbaumeister Giovanni Antonio Dario den Ausbau der beiden Domtürme und der barocken Fassade den Dom vollendete und mit dem Bau der Dombögen den einheitlich gestalteten Domplatz vom Residenzplatz abgrenzte. Damit ist der Grund für das Verständnis des Rundgangs gelegt.

Er beginnt im Hof der Residenz (oder gegenläufig im Dom) und führt über die Prunkräume -Carabinierisaal, Rittersaal, Konferenzsaal, Arbeitszimmer, Thronsaal, Weißer Saal (hier wurde 1816 Salzburg Österreich angeschlossen) und Kaisersaal -einerseits, einen Stock höher, zur Residenzgalerie, die "Lebensräume - Barockes Europa" zeigt, und andererseits über die Aussichtsterrasse zu den nördlichen Domoratorien. Dort wird als "Idea Prima" die Sammlung Rossacher aus dem ehemaligen Barockmuseum im Mirabellgarten präsentiert. Der Weg führt weiter über die Orgelempore des Doms -mit einem geradezu berauschenden Blick in das Dominnere von oben -zu den südlichen Oratorien, in denen die Schätze des Dommuseums mit dem "Rupertus Kreuz" aus Bischofshofen als krönendem Schlusspunkt zu sehen sind.

Angeschlossen ist die Kunstund Wunderkammer und, als Novum, der "Lange Gang", den St. Peter geöffnet hat. Auf 70 Metern werden dort 17 großformatige Arbeiten unterschiedlicher Qualität gezeigt, da-

runter allerdings zwei Bilder von Paul Troger, "Christus auf dem Ölberg" und eine "Mater Dolorosa" aus 1750 aus dem Besitz Guidobalds Grafen Thun.

Kunstschätze aus zwölf Jahrhunderten

Mit einer 90-Grad-Wendung gelangt man in den Wallistrakt, wo St. Peter in drei Räumen Proben seiner Schätze aus zwölf Jahrhunderten präsentiert: aus Bildender Kunst und Kunsthandwerk, Musik und dem Leben der Benediktiner. Unter den Kunstschätzen imponieren ein Abtstab von Limoges mit dem Kopf eines Fabeltiers, das eine dreiblättrige Blüte im Maul hält, ferner die mit 350 Edelsteinen geschmückte Keutzl-Mitra aus 1480 und der elegante, modern anmutende Heinrich-Kelch von 1190.

Die Musik-Abteilung ist fast ausschließlich Johann Michael Haydn, dem "Salzburger" Haydn gewidmet - und dann steht man wieder in der Residenz. In gut zwei Stunden hat man oberflächlich gesehen, was noch einmal zu sehen unbedingt notwendig scheint. Dazu kann man um 20 Euro bis Ende des Jahres beliebig oft die Tour de Baroque als Pilgerweg durch eine glanzvolle Epoche der Salzburger Kirchen-und Landesfürsten abschreiten. Ohne Katalog, den gibt es noch nicht, aber mit einem Audioguide. Führungen werden auch angeboten.

Täglich, außer Dienstag, 10-17 Uhr (Juli und August täglich geöffnet), www.domquartier.at

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung