Hurra, das Geld wird knapp

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Die grauen Männer an den Börsen blicken sorgenvoll in die Zukunft und wir mit ihnen. Die Prognosen fürs neue Jahr verheißen nichts Gutes, könnten jedoch auch Gutes in sich bergen.

Stellen Sie sich vor, dass das im zwölften Wiener Bezirk in Schönbrunn-Nähe geplante Hochhaus der Geldknappheit zum Opfer fällt und das Weltkulturerbe nicht gefährdet wird. Stellen Sie sich weiters vor, dass die vorgesehenen hässlichen Beleuchtungskörper in der Kärntnerstraße an die Karnevalsleitung von Rio verkauft und durch billigere und weltstädtische Lampen ersetzt werden. Oder dass die Millionen verschlingende Verschandelung des Wiener Praters an Disneyland verscherbelt und der ursprüngliche Zustand dieser einstigen Attraktion wieder hergestellt wird. Dass die meist leer stehenden Appartementhäuser und Spekulationsobjekte, die unser Land verunstalten, von jenen Geschäftemachern gesprengt werden müssen, die sie in den schönsten Gegenden mit dem Einverständnis korrupter Politiker errichtet haben. Dass es sich Frau Pollack nicht mehr leisten kann, bei jeder nur möglichen Gelegenheit die Strände jener fernen Länder anzufliegen, deren Menschen und Kulturen sie nie kennen gelernt hat. Dass sich die Theaterleiter nicht mehr um die teuersten Moderegisseure streiten, sondern um jene Stücke, die den Sprengstoff unserer Zeit in sich tragen. Dass sich selbstzufriedene Fernsehmacher nicht mehr teurer internationaler Unterhaltungs- und Verblödungsmodelle bedienen, an denen sie mitverdienen können, sondern sich eigener Phantasie und Ideen besinnen.

"Hilf mir, du verdammter Neid, nimm 's, dein Gold, ich mag 's nimmermehr. Oh wär' ich nur, wo ich hingehör', wär' ich nur wieder bei den Meinigen", ruft Ferdinand Raimunds zum Millionär gewordener Bauer, findet als Bettler die Zufriedenheit und darf endlich wieder das sein, wonach ihm der Sinn immer gestanden ist - nämlich er selbst, ein Mensch. Raimunds Botschaft ist aktueller denn je.

* Der Autor ist ORF-Kulturjournalist

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