"Ich halte das für letztklassig"

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Eva Glawischnig über das Grüne Karenzmodell und Kritik an der "Inszenierung" ihrer Schwangerschaft.

Die Furche: Das Karenzmodell der Grünen mit 80-prozentigem Einkommensersatz in den ersten acht Monaten gilt vielen als unfinanzierbar ...

Eva Glawischnig: Wir würden mit dem derzeitigen Volumen des Kindergelds auskommen - mit leichten Steigerungen durch die zunehmende Männerkarenz. Außerdem würde die Belastung durch arbeitslose Frauen, die den Wiedereinstieg nicht schaffen, weniger werden. Und es werden ja nicht von heute auf morgen 40 Prozent der Männer in Karenz gehen.

Die Furche: Sie sehen auch einen Anspruch auf Kinderbetreuung für Kinder ab einem Jahr vor. Wie wollen Sie die Gemeinden in die Pflicht nehmen?

Glawischnig: Wir würden das an den Finanzausgleich koppeln: Geld gegen Kinderbetreuung. Österreich muss ohnehin bis 2010 die eu-Vorgaben erfüllen und für 30 Prozent der Null- bis Dreijährigen Betreuungsplätze schaffen.

Die Furche: Ihren Wunsch nach einem verpflichtenden Vatermonat empfindet vp-Familiensprecherin Ridi Steibl als "Zwangsverpflichtung" ...

Glawischnig: Ich halte das für ein dummes Argument. Beide Eltern sind für ein Kind zuständig. Wenn die einen die Wahlfreiheit haben und zuhause bleiben dürfen, und für die anderen ist das Zuhausebleibendürfen eine Zwangsverpflichtung, dann sagt das viel über das Weltbild der Frau Steibl aus.

Die Furche: Ihnen wurde zuletzt vorgeworfen, Ihre Schwangerschaft wie zuvor Ihre Hochzeit für politische Zwecke zu instrumentalisieren ...

Glawischnig: Bei meiner Hochzeit war Berichterstattung absolut unerwünscht. Jetzt ist es aber für mich die Möglichkeit, mit Klischees aufzuräumen. Ein Herr Khol oder Bartenstein wurde nicht gefragt, wie er er sich das vorstellt: Baby und Wahlkampf! Und dass ich mich nicht mehr zu Frauen- und Familienpolitik äußern darf, halte ich überhaupt für letztklassig. Das gleicht einem Berufsverbot für Schwangere ...

Die Furche: Trotzdem ist ein Wahlkampf eine stressreiche Zeit. Wie werden Sie damit umgehen, wenn Sie von Kinderschützern angegriffen werden?

Glawischnig: Es wird sicher Kritik geben - wie schon bei Gertraud Knoll, die ihr Kind im Wahlkampf gestillt hat. Aber einerseits arbeiten zu wollen und andererseits Kinder haben zu wollen, ist für mich selbstverständlich. Ein schlechtes Gewissen brauchen nur die haben, die das verunmöglichen.

Das Gespräch führte Doris Helmberger.

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