"Ich singe die Wahrheit“

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"Mama Africa“: Mika Kaurismäki, Bruder des finnischen Regie-Stars, setzt der südafrikanischen Sängerin Miriam Makeba ein filmisches Denkmal.

"Pata Pata“ war ihr größter Hit, doch damit war Miriam Makeba nicht sehr glücklich. Es sei nur ein Lied über einen Tanz und habe keine Botschaft, beklagte sie. Denn die aus Südafrika stammende schwarze Sängerin war zeitlebens eine Kämpferin gegen Unterdrückung, gegen Apartheit, sowie für die panafrikanische Idee - und dieses Engagement drückt sich in den kritischen Texten vieler ihrer Songs aus. Wobei sie selbst ihre Musik nicht als politisch verstand: "Ich singe nicht über Politik. Ich singe die Wahrheit“, lautete ihr Credo. Nun kommt ein Dokumentarfilm über Makeba in die heimischen Kinos: In "Mother Africa“ porträtiert der Filmemacher Mika Kaurismäki - der ältere Bruder von Aki Kaurismäki - die Sängerin anhand von Archivmaterial sowie von Interviews mit Weggefährten und Familienmitgliedern. Ursprünglich sollte sie selbst in dem Film mitwirken, doch ihr Tod im Jahr 2008 machte dieses Vorhaben zunichte.

Die 1932 in einem Township nahe Johannesburg Geborene sang in den 50er Jahren in verschiedenen Jazz- und Popbands und gehörte zu den musikalischen Größen des schwarzen Südafrika. Aufgrund ihrer Mitwirkung in dem Film "Come Back, Africa“, der Rassismus und Apartheid im Land anprangerte, durfte Makeba nach einem Besuch des Filmfestivals von Venedig, wo der Streifen 1960 Premiere feierte, nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren. Mit Unterstützung des Sängers und Bürgerrechtsaktivisten Harry Belafonte gelang es ihr, in die USA zu emigrieren, wo sie rasch große Bekanntheit erlangte. Sie war die erste afrikanische Musikerin, die zum internationalen Star wurde. Ihre Berühmtheit nutzte sie, um auf die Zustände in Südafrika aufmerksam zu machen: 1963 forderte sie vor der UNO einen Boykott des Apartheid-Staates.

Fehlende künstlerische Anerkennung in der Heimat

Ihre Heirat mit dem radikalen "Black Panther“-Aktivisten Stokely Carmichael hatte gravierende Folgen: US-Radiostationen boykottierten ihre Platten, ihre Konzerte wurden abgesagt. Sie emigrierte mit ihrem Mann nach Guinea, mit dessen Herrscher Ahmed Sékou Touré sie befreundet war. Sie war vielen damaligen afrikanischen Staatschefs freundschaftlich verbunden und war glühende Anhängerin der Idee eines politisch geeinten Afrika, daher auch ihr Spitzname "Mama Africa“. 1990 kehrte sie auf Einladung Nelson Mandelas wieder nach Südafrika zurück, später wurde sie UN-Botschafterin in Südafrika. Kaurismäkis Dokumentarfilm deutet an, dass ihr in ihrer Heimat, wo ihre Platten 30 Jahre lang verboten waren, nicht die Anerkennung zuteil wurde, die sie als Künstlerin verdient hätte. Ein bitteres Ende.

Mama Africa - Miriam Makeba

FIN/D 2011. Regie: Mika Kaurismäki.

Mit Miriam Makeba, Nelson Lumumba Lee, Zenzile Monique Lee. Thimfilm. 90 Min.

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