Ihr ist die Ehre widerfahren …

Werbung
Werbung
Werbung

Als sie sich 1994 zuerst als Opernsängerin und kurz danach auch als Liedsängerin aus dem aktiven Sängerleben zurückzog, geschah dies ohne Vorankündigungen und ohne medial Aufsehen zu erregen: Es gab keine groß inszenierten Abschiedstourneen oder Galaabende. Ein Karriereabschnitt war abgeschlossen, ein neuer hatte sich für sie eröffnet – der der Regisseurin und Theaterleiterin. Schon während ihrer aktiven Sängerlaufbahn hatte Brigitte Fassbaender, eine der bedeutendsten und erfolgreichsten Mezzosopranistinnen ihrer Zeit, kaum je große Worte um ihre außerordentliche Künstlerkarriere gemacht; sie war eine der unprätentiösesten Sängerinnen unter den großen Gesangsstars der 70er, 80er und frühen 90er Jahre.

An den größten Bühnen der Welt und in den bedeutendsten Konzertsälen ist sie aufgetreten, doch ein typischer „Reise-Künstler“ war sie nie. Viele verlockende Angebote hat sie ausgeschlagen, selbst gegenüber dem großen Maestro Herbert von Karajan hatte sie gewagt, „nein“ zu sagen. Die Bayerische Staatsoper, an der sie 1961 – nach der Ausbildung bei ihrem Vater, dem Bariton Willi Domgraf-Fassbaender – debütiert hatte, war fast bis zum Ende ihrer Gesangslaufbahn ihr Stammhaus, ihre künstlerische Heimat – und manche ihrer zentralen Partien hat sie fast ausschließlich in München gesungen.

Dorabella, Orlofsky, Octavian

An der Wiener Staatsoper war Brigitte Fassbaender erstmals 1975 aufgetreten – als Dorabella in „Così fan tutte“ unter Karl Böhm, in jener Partie, die auch schon in München Jahre zuvor zu ihren ersten großen Rollen gezählt hat. Die Lady Milford in der Uraufführung von Gottfried von Einems „Kabale und Liebe“, die Marina in „Boris“, Gräfin Geschwitz in „Lulu“, Fricka und Brangäne folgten unter anderem – und auch in Wien zwei der umjubelten Paraderollen der Fassbaender, gleichzeitig ihre meistgesungenen Partien im Wiener Haus am Ring: Orlofsky in der „Fledermaus“ und ihr bis heute maßstabsetzender Octavian im „Rosenkavalier“. „Nur“ elf verschiedene Partien an 130 Abenden hat Fassbaender in Wien von 1975 bis 1993 gestaltet – Wiener Opernfreunde haben es zweifellos bedauert, sie hier nie als Carmen, Eboli oder Amneris erlebt zu haben.

Wahrscheinlich hätte Fassbaender noch viele Jahre als Octavian ihr Publikum begeistern können, doch Ende der 80er Jahre schien diese Rolle für sie erschöpft; da sie „Routine“ auf der Bühne verabscheute, nahm sie die Partie aus ihrem Repertoire, ohne allerdings den „Rosenkavalier“ zu den Akten zu legen: 1989 fungierte sie als Spielleiterin bei einer Neueinstudierung des Werkes in München – die bis heute so erfolgreich und kreativ verlaufende Regietätigkeit der Künstlerin nahm ihren Anfang.

Opernwerkstatt mit Brigitte Fassbaender

20. September 2009, 11 Uhr

RadioKulturhaus

in Kooperation mit der FURCHE

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung