Im Bann der Bewegung

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Fahrräder und Hubschrauber, Ballonkörbe und Hochseedampfer, Autos und Drohnen: In einer neuen Ausstellung zeigt das Technische Museum Wien moderne Mobilitätsgeschichte(n).

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Fahrräder und Hubschrauber, Ballonkörbe und Hochseedampfer, Autos und Drohnen: In einer neuen Ausstellung zeigt das Technische Museum Wien moderne Mobilitätsgeschichte(n).

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Als die ersten Benzinautos die Straßen noch mit Dampfkarossen, elektrischen Stadtwägen und mit Hybrid-Fahrzeugen teilten, war noch nicht absehbar, welches der technischen Modelle sich langfristig durchsetzen würde. Die frühen Elektromobile schienen viel versprechend: In den USA gab es damals mehr Elektro- als Benzinautos. Das war an der Wende zum 20. Jahrhundert, als die Suche nach der besten Antriebstechnik den Automarkt befeuerte. Heute zeigt sich eine durchaus ähnliche Situation: Bedingt durch Ölknappheit und Klimawandel gibt es einen großen Wettlauf um die Fahrzeugtechnologie der Zukunft. Und wir wissen noch nicht, welche Antriebstechnik künftig prägend sein wird.

Vor diesem Hintergrund startet nun die neue Dauerausstellung "Mobilität" im Technischen Museum Wien, die unter anderem verdeutlicht, dass wir angesichts schwindender Öl-Ressourcen vielleicht bald ein stärkeres Mit- und Nebeneinander verschiedener Antriebstechniken erleben werden. Und die den modernen Traum der uneingeschränkten Mobilität vielseitig und schlaglichtartig präsentiert: vom Schweben (Ballontechnik) und Fliegen (Flugzeugentwicklung) über die Schifffahrt bis hin zur alltäglichen Fortbewegung mit Eisenbahn, Autos, Fahr- und Motorrädern.

Durch die bunte Sammlung von Verkehrsobjekten wird Technikgeschichte vor Augen geführt, etwa, um auf der Straße zu bleiben, mit dem Elektro-getriebenen Lohner-Porsche, der ab 1897 von einer Wiener Hofwagenfabrik hergestellt wurde. Mit diesem Fahrzeug hatte der junge Ferdinand Porsche die Möglichkeit erhalten, seine Idee eines Radnaben-Motors zu verwirklichen. Auf der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 wurde der Lohner-Porsche als "erster transmissionsloser Wagen" ausgezeichnet -heute gilt er als der "erste Porsche der Welt".

"Silberpfeil" und VW Käfer

Im Wettkampf der schnellsten Wägen und besten Ingenieure hatten deutsche Unternehmen mit ihren silbernen Rennwagen ab Mitte der 1930er-Jahre die Nase vorne. Im Aufschwung der 1950er-Jahre wollte Daimler-Benz an die ruhmreiche Tradition anschließen und präsentierte den 280 PSstarken "Silberpfeil" W196 (1955), der eine Geschwindigkeit von 290 Kilometer pro Stunde erreichen konnte. Die Benzinmischung, die mit Direkteinspritzung in den Motor gelangte, galt als regelrechte "Giftbrühe". Da das toxische Gemisch die Leitungen des Wagens angriff, war es nötig, regelmäßig mit normalem Benzin nachzuspülen. Währenddessen fand der behäbige, alt bewährte VW Käfer mit 21,5 Millionen verkauften Stück weltweite Verbreitung.

Historische Fahrzeuge stehen in der Ausstellung neben den letzten Trends am Automarkt: zum Beispiel dem Toyota Prius Hybrid, mit dem sich der kombinierte Elektro-Benzin-Antrieb ab 2003 wieder durchsetzen konnte, dem schnittigen Elektro-Sportwagen Tesla Roadster oder einem Mercedes Benz F-Cell, der den Blick auf den Wasserstofftank im Fahrzeug-Unterboden erlaubt. Die meisten Autokonzerne haben bereits hohe Summen in die Entwicklung solcher Brennstoffzellen-Wägen investiert. Durch chemische Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff entstehen in einer Brennstoffzelle Strom, Wärme und Wasser. Mit dem Strom wird der Elektromotor betrieben, als Emission entsteht Wasserdampf.

Mit vier Kilogramm getanktem Wasserstoff kommt man heute bis zu 400 Kilometer weit. Wie eine Wasserstoff-Zapfsäule aussieht, erfährt man in der darunter liegenden Ausstellung "Erdöl & Erdgas". Brennstoffzellen-Technologien sind auch der Schwerpunkt in der letzten Ausschreibung des österreichischen Forschungsförderungsprogramms "Mobilität der Zukunft", da sie einen wichtigen Beitrag zu einem CO2- und Schadstofffreien Verkehr leisten sollen. Zudem soll der Leichtbau gefördert werden, denn das PKW-Gewicht hat Einfluss auf den Energieverbrauch. Gerade für Hybrid- und Elektrofahrzeuge ist Gewichtsreduktion essenziell, um die limitierte Reichweite zu erhöhen.

Vor allem für Kinder, Jugendliche und Familien wurde die begleitende interaktive Ausstellung "In Bewegung" konzipiert. Hier kann man spielerisch Möglichkeiten der Fortbewegung erkunden, etwa das Gefühl, in einer "Speedbox" zu rasen oder mit einem Rollstuhl in der Stadt unterwegs zu sein. "Mobilität ist mehr als nur Verkehr; sie ist eine Qualität unseres modernen Lebens und prägt unsere Wahrnehmung der Welt", resümierte Anne Ebert, wissenschaftliche Leiterin der Ausstellung, bei einer Pressekonferenz. Und Mobilität wird immer wieder neu verhandelt - politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich. Nicht zuletzt erinnert ein "Emissionsvergleichsrechner" an die eigene Verantwortung mitzuentscheiden, welches Verkehrsmittel zum Zug kommen soll.

"Mobilität" und "In Bewegung"

Technisches Museum Wien, ab 28.11., tgl. 9-18, Sa, So 10-18 www.technischesmuseum.at

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