Im Banne des Sportjargons

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Im Spätwinter waren die beiden populärsten Sportarten Österreichs Konkurrenten der öffentlichen Aufmerksamkeit. Der spezifische Wortschatz und typische Jargon beider Bereiche hat sich längst - nicht ohne Zutun der Medien - in der Umgangssprache eingenistet. Ein kritischer Blick beweist im Verein mit einem wachen Ohr, dass der moderne Jargon von Piste und Rasen ebenso auf Dauerleihen angewiesen ist, wie er auf andere sprachliche Felder ausstrahlt.

Wenn unsere Schi-Asse Gas geben oder im Stangenwald einfädeln, so sind die fremden Bildspender unschwer auszumachen. Zugleich aber haben sportive Fachvokabel die Alltagssprache und das Repertoire der Medien beeinflusst, wenn dort von einem Riesenslalom als anspruchsvoller Strecke, von einem Stockerlplatz oder dem Ziehen einer Spur die Rede ist.

Besonders "spendefreudig" erweist sich das Idiom des Wettkampfs um Tore und Punkte. Wer in Politik oder Wirtschaft Posten und Einfluss verliert, der bekommt die rote Karte, wird in der Halbzeit ausgewechselt oder hat kein Leiberl mehr. Daran ist oft ein Revanchefoul schuld, besonders wenn der Betroffene seiner Rolle als Libero nicht gewachsen ist, wenig Torinstinkt beweist und mit einer Steilvorlage seiner Kollegen nichts anzufangen weiß. Aber auch Firmen, Konzerne und Verbände partizipieren an der Redeweise der Sportjournalisten: positiv, wenn sie im Europacup punkten können; negativ, sobald sie aus der Oberliga absteigen müssen.

Bei einem so vielstimmigen Ausdrucksregister kann man sich schon einmal in der Sportart vergreifen. Wie es dem Reporter einer Boxgala passiert ist, der in der Hitze des Gefechts über eine gelungene Schlagvariante begeistert ausrief: "Jetzt ist das Leder auf Rechtsaußen!"

Der Autor ist Professor für Sprachwissenschaft in Salzburg.

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